Gefälschte Dokumente

Von oben nach unten: Authentische Unterschrift von Mary Baker Eddy, 1892. L03481. Unterschrift des Bevollmächtigten Calvin Frye, Eddys langjährigem Sekretär, der in ihrem Namen unterzeichnete. L13126. Gefälschte Unterschrift, o. D.
In eine besondere Kategorie nicht authentischen Materials fallen gefälschte Briefe und andere Dokumente. Wie bei vielen prominenten Persönlichkeiten wurden schon immer auch in Eddys Fall gefälschte Briefe erstellt und Eddy zugeschrieben. Manchmal tauchen diese Fälschungen bei Auktionen auf oder sie werden der Bibliothek selbst zum Kauf angeboten.
Ein solcher Brief ist im Lauf der Jahre immer wieder aufgetaucht und zwar in unterschiedlichen Formen. Es handelt sich dabei um ein auf den 14. Dezember 1892 datiertes angebliches Schreiben von Eddy, das entweder an Julia Adams oder an Sarah Adams adressiert war. Die am meisten verbreitete Version besteht aus vier Seiten – ein Bogen Papier, der in der Mitte gefaltet wurde, sodass vier Bereiche entstanden.
Dieser Brief beginnt mit „Meine geliebte Schülerin“ und nimmt auf ein vorangegangenes Schreiben der Adressatin Bezug, die ihre Ausgabe von Eddys Lehrbuch, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, verloren hat. Weiterhin wird Adams in dem Schreiben instruiert, einer Freundin zu berichten, wie man sich für Klassenunterricht in der Christlichen Wissenschaft bewirbt, und sie wird darauf hingewiesen, sich bei Fragen an das Christian Science Journal zu wenden.
Obwohl mindestens drei Versionen dieses Briefs existieren, haben sie doch alle Gemeinsamkeiten und weisen dieselbe unbekannte Handschrift auf.
Von links nach rechts: Authentischer Brief von Mary Baker Eddy, der mit „Mein:e geliebte:r Schüler:in,” beginnt, 1892. L03481. Gefälschter Brief mit nicht verifiziertem Datum von 1892, o. D.
Der Brief ist insofern verdächtig, als die Handschrift weder mit der von Eddy noch mit der einer ihrer bekannten Sekretäre oder anderer Personen übereinstimmt, die in ihrem Namen Briefe geschrieben haben. Ungewöhnlich ist auch, dass der vollständige Buchtitel zweimal ausgeschrieben wurde. Eddy sprach von ihrem Buch selten als „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“, meistens nannte sie es „Wissenschaft und Gesundheit“ oder „das Lehrbuch“.
Auch gibt es in der umfangreichen Sammlung eingegangener Korrespondenz der Bibliothek keinen Brief einer Person mit dem Namen Julia Adams oder Sarah Adams. Weil sie diese Charakteristika bemerkten, konnten frühere Archivarinnen und Archivare feststellen, dass es sich bei diesen Briefen um Fälschungen handelte.
Die Urheberin bzw. der Urheber dieser Serie von gefälschten Briefen ist unbekannt. Ein anderer, prominenter Fälscher von Eddys Briefen ist jedoch bekannt und zwar unter dem Namen Joseph Cosey. Als kleiner Gauner, der während der Großen Depression in den USA zum Fälscher wurde, spezialisierte er sich auf Dokumente von Abraham Lincoln. G. William Bergquist, ein Angestellter der Öffentlichen Bibliothek New York (NYPL), enthüllte 1934 Coseys Taten. Ein bestimmter Brief, den Cosey gefälscht hat, gibt vor, am 21. März 1905 von Eddy an Sarah Dean geschrieben worden zu sein. Auch dieser bezieht sich auf Wissenschaft und Gesundheit unter dem vollständigen Titel.
Im Laufe der Zeit wurden Coseys Fälschungen selbst als historische Manuskripte angesehen. Tatsächlich machen sie einen nicht unerheblichen Teil des Katalogs der Fälschungen der NYPL aus.1
Die Mary Baker Eddy Bibliothek führt keine externen Begutachtungen durch und authentifiziert keine Dokumente, die sich außerhalb unserer Sammlungen befinden. Dennoch arbeiten die Mitarbeitenden unserer Rechercheabteilung häufig daran, den Wahrheitsgehalt von Aussagen, die Eddy zugeschrieben werden, zu überprüfen. Für weitere Informationen, beachten Sie bitte den Bereich Echtheitsprüfungen auf unserer Website, oder reichen Sie eine Anfrage bezüglich einer Nachforschung ein.
Um mehr über das Thema Authentifizierung von Dokumenten zu erfahren, lesen Sie „Aus den Sammlungen: Eine forensische Analyse der Tagebücher von Calvin Frye.“
Dieser Artikel steht auch auf unseren englischen, französischen, portugiesischen und spanischen Webseiten zur Verfügung.
- John Kobler, „Yrs. Truly, A. Lincoln“ [Mit frdl. Grüßen, A. Lincoln], The New Yorker, 17. Februar 1956, https://www.newyorker.com/magazine/1956/02/25/yrs-truly-a-lincoln.