Mary Baker Eddy – Lange Version
Mary Baker Eddy war eine amerikanische Religionsführerin, die weithin als die Entdeckerin der Christlichen Wissenschaft bekannt ist. Sie erfährt besondere Anerkennung als Verfasserin von Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, dem Buch, das ihr System christlichen Heilens erklärt. Sie gründete die Kirche Christi, Wissenschaftler, die heute Zweige in aller Welt hat. Sie rief außerdem den Christian Science Monitor ins Leben, eine angesehene weltumspannende Nachrichtenquelle, die sieben Pulitzerpreise gewonnen hat.
Frühe Jahre
Mary Morse Baker, das jüngste Kind von Mark Baker und Abigail Ambrose Baker, kam am 16. Juli 1821 in Bow, New Hampshire, zur Welt. Das Familienleben der Bakers drehte sich um die Farm, Gebet, die Bibel und die kongregationalistische Kirche. Marys Schulbildung konnte wegen Krankheitsperioden nur eingeschränkt erfolgen, doch sie las und studierte zu Hause, wo sie schon in jungen Jahren Prosa und Gedichte schrieb. Ärztliche Behandlung bescherte ihr nur vorübergehend Linderung. Als Kind einer christlichen Familie liebte sie Gott und nahm regen Anteil an ihren Mitmenschen. Doch sie wehrte sich gegen den Glauben an einen grausamen Gott, der nur wenige in den Himmel einließ, während die Mehrzahl der Menschen zur Hölle verdammt wurde.
Im Dezember 1843 heiratete Mary Baker einen vielversprechenden jungen Bauunternehmer mit Namen George Washington Glover und zog mit ihm nach South Carolina. Er verstarb im darauffolgenden Juni, drei Monate vor der Geburt ihres Sohnes George. Sie kehrte nach Norden zurück und fand ein Zuhause und Unterstützung im Haus ihrer Eltern, bis ihre Mutter 1849 verstarb. Nicht lange danach musste sie George wegen ihrer angegriffenen Gesundheit in die Obhut von Freund:innen geben. Als Frau war es ihr nicht gestattet, der Vormund ihres eigenen Kindes zu sein. Dieses Recht hatte ihr Vater inne.

Bild der Farm in Bow, New Hampshire, 1898. Gemälde von James Gilman. 1981.06 Kunst- und Artefakt-Sammlung.

Die Familienbibel der Bakers, 1795. B00029.
1853 heiratete sie Daniel Patterson, einen Zahnarzt, in der Hoffnung, ein zuverlässiges Zuhause für ihren Sohn zu schaffen. Das gelang jedoch nicht. Die Ehe hatte gute und schlechte Zeiten, erlebte aber ehrliche Zuneigung unter den Partnern. Die Pattersons hatten wenig Geld und zogen aus dem ländlichen New Hampshire nach Lynn, Massachusetts, einem Vorort von Boston. (Später, nach zehnjähriger Trennung ließ sie sich von Patterson scheiden, da er fremdgegangen war und sie verlassen hatte.)
Aufgrund anhaltender Krankheit und Verluste probierte sie die verschiedensten Behandlungsmethoden von Diäten bis zur Wasserkur aus. Sie studierte Homöopathie und experimentierte mit Zuckerpillen (auch Placebos genannt), wodurch sie zu der Überzeugung gelangte, dass der Glaube der Patientin oder des Patienten eine wichtige Rolle beim Heilen spielt. Während dieser Zeit der Suche fand sie weiterhin Trost und Führung in der Bibel.
1862, als der amerikanische Bürgerkrieg wütete, konsultierte sie Phineas Quimby, einen Heiler in Portland, Maine, der ohne die Hilfe von Medikamenten praktizierte. Erst besserte sich ihre Gesundheit, doch die Besserung war nicht von Dauer. Im Laufe der nächsten Jahre besuchte sie Quimby mehrmals und sprach mit ihm über das Thema Heilung. Schließlich kam sie zu dem Schluss, dass seine Methode vornehmlich auf hypnotischer Suggestion beruhte.
Entstehungszeit
1866 gab es einen Wendepunkt in ihrem Leben. Durch einen Sturz auf dem Bürgersteig in Lynn, Massachusetts, zog sich Mary Patterson lebensgefährliche Verletzungen zu. Sie bat um ihre Bibel und las eine von Jesu Heilungen. Tief inspiriert stellte sie fest, dass sie plötzlich genesen war. Sie betrachtete dieses Erlebnis als den Zeitpunkt ihrer Entdeckung der Christlichen Wissenschaft. Zu diesem Zeitpunkt war sie gerade in der Mitte ihres Lebens angekommen – und hatte damit bereits das Alter der durchschnittlichen Lebenserwartung von Frauen ihrer Zeit erreicht.
Es folgten neun Jahre des Bibelstudiums, Heilens und Lehrens. Mittellos und allein kam sie bei Freund:innen unter oder mietete Räume, damit sie denken, schreiben und beten konnte. Ihre Familie war ihr keine Hilfe. Sie erzählte anderen von ihren Ideen und heilte manchmal Personen von Leiden und moralischen Defiziten. Kurz darauf fing sie an, Schüler:innen das Heilen beizubringen, wie sie es ausübte.
1875 gab sie Wissenschaft und Gesundheit heraus, das ihre Entdeckung erklärt. Gemäß ihrem Buch waren die von Jesus vollbrachten Heilungen keine Wunder, sondern gründeten sich auf ein Verständnis Gottes, das die Leser:innen für sich selbst erlangen konnten. Mary Baker Eddys lebenslange Verbindung zur Bibel hatte einen tief greifenden Einfluss auf die Entwicklung ihrer Ideen.
1877 heiratete sie ihren Schüler Asa Gilbert Eddy (ca. 1832–1882). Er unterstützte sie sehr, als sich die Christliche Wissenschaft langsam über Neuengland und darüber hinaus verbreitete. Zwei Jahre später riefen sie und ihre Schüler:innen die Kirche Christi, Wissenschaftler, ins Leben, um „das ursprüngliche Christentum und sein verloren gegangenes Element des Heilens wieder einzusetzen“. 1880 gründete sie das Lehrinstitut für Metaphysik in Massachusetts, um christlich-wissenschaftliches Heilen zu unterrichten. Boston wurde der Hauptsitz der Christlichen Wissenschaft.
Als ihre junge Bewegung in den 1880ern wuchs, stieß Mary Baker Eddy auf starke Opposition als aufstrebende religiöse Führerin und Denkerin. Frauen hatten kein Wahlrecht und es gab nur sehr wenige Geistliche oder Ärztinnen unter den Frauen. Es erforderte erheblichen Einsatz und großes Durchhaltevermögen, die Bewegung der Christlichen Wissenschaft auf eine solide Grundlage zu stellen. Der Verkauf ihres Buches half Mrs. Eddy aus der Armut.

Portrait von Mary Baker Eddy, 1918. Gemälde von Max Bohm. 1986.141 Kunst- und Artefakt-Sammlung.
Die späteren Jahre

Portrait von Mary Baker Eddy, 1951. Gemälde von Bethuel Moore. 1982.0035 Kunst- und Artefakt-Sammlung. © The Christian Science Board of Directors.
Mary Baker Eddy verließ 1889 Boston und zog nach Concord, New Hampshire. Sie erwarb ein Farmhaus und nannte es „Pleasant View“. Sie war sehr beschäftigt und verließ sich auf einen Mitarbeiterstab, der ihre Arbeit unterstützte. 1892 organisierte sie ihre Kirche neu und gründete den Vorstand der Christlichen Wissenschaft zur Führung der Geschäfte der Kirche. Zwei Jahre später, am 30. Dezember 1894, wurde der Eröffnungsgottesdienst des ersten christlich-wissenschaftlichen Kirchengebäudes in Boston – der Mutterkirche – abgehalten. Im darauffolgenden Jahr gab die Kirche die erste Ausgabe eines Handbuchs heraus, das die Kirche bis heute regiert.
Mrs. Eddy gründete 1898 außerdem die Verlagsgesellschaft der Christlichen Wissenschaft, die die Heimat zahlreicher Veröffentlichungen der Kirche wurde. Im Alter von 87 Jahren gründete sie eine Zeitung, den Christian Science Monitor, dessen Ziel darin liegt, „keinem Menschen zu schaden, sondern die ganze Menschheit zu segnen“.
Mrs. Eddy verstarb am 3. Dezember 1910 und wurde auf dem Friedhof Mt. Auburn in Cambridge, Massachusetts, beigesetzt. Die Kirche wuchs weiter, und Wissenschaft und Gesundheit wurde in jener Zeit ins Deutsche übersetzt, die erste von etlichen Sprachen, die folgten. Es erschienen Ehrungen in Zeitungen, einschließlich dieser im Boston Globe: „Sie hat wundervolle – ja außerordentliche – Arbeit in der Welt geleistet, und es besteht kein Zweifel, dass sie ein machtvoller Einfluss zum Guten war.“
Schriften
Mary Baker Eddy war in erster Linie Autorin. Als junge Frau schrieb sie Gedichte und Prosa für Zeitschriften und Zeitungen. Nach ihrer Entdeckung der Christlichen Wissenschaft unterhielt sie eine wachsende Korrespondenz mit Tausenden von Menschen des Alltags sowie mit Vordenker:innen in den Bereichen Religion, Frauenwahlrecht und Medizin. Ihre wichtigste Publikation war Wissenschaft und Gesundheit. Sie hat dieses Buch zwischen 1875 und ihrem Tod vielen Überarbeitungen unterzogen. Zusätzlich hat sie 16 weitere Schriften herausgegeben, die alle bis heute in Druck sind. Weitere Informationen über ihre veröffentlichten Schriften.

Ihre Kirche heute

Boston, Massachusetts, USA, ist der Hauptsitz der Kirche Christi, Wissenschaftler, die Zweigkirchen in 80 Ländern umfasst. Mrs. Eddy und eine kleine Gruppe Schüler:innen hatten sie 1879 gegründet, doch sie fand erst 15 Jahre später ein dauerhaftes Zuhause. Das 1894 errichtete Originalgebäude der Mutterkirche bildet den Mittelpunkt der Christian Science Plaza. Sie ist im romanischen Stil erbaut, mit Granit aus New Hampshire; ihre Buntglasfenster stellen Ereignisse mit Bezug zur Bibel und zur Christlichen Wissenschaft dar. Der Erweiterungsbau mit der großen Kuppel wurde 1906 fertiggestellt. Er verbindet Elemente der byzantinischen Baukunst und der Renaissance-Architektur. Die Orgel, gebaut von der Aeolian-Skinner Company in Boston, gehört zu den größten der Welt.
Die Sonntagsgottesdienste aller Kirchen Christi, Wissenschaftler, haben als Mittelpunkt wöchentliche Bibellektionen, die sich aus Zitaten aus der Bibel und aus Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift zusammensetzen. Zwei Leser:innen lesen diese Lektionen vor. Mittwochszeugnisversammlungen enthalten eine Lesung aus diesen Büchern zu aktuellen Themen im Umfeld der Kirche oder auf der Welt; daran anschließend hat die Gemeinde Gelegenheit, von Heilungserfahrungen und Erkenntnissen zu berichten, die die Besucher:innen durch ihre Gebete und aus der intensiven Beschäftigung mit der Christlichen Wissenschaft erlangt haben. Die Kirche hat keine ordinierten Geistlichen, und Frauen und Männer beteiligen sich gleichberechtigt an den Aktivitäten.
Die Geschäfte der Kirche Christi, Wissenschaftler, liegen in der Hand eines fünfköpfigen Vorstands.