Aus den Mary Baker Eddy Papers: Bescheidene Mittel für das Schreiben von Wissenschaft und Gesundheit

Während des Transkribierens und Annotierens von Mary Baker Eddys Korrespondenz haben die Mitarbeitenden der Bibliothek Zugang zu einigen interessanten Informationen darüber erhalten, wie die Gründerin der Christlichen Wissenschaft ihre Finanzen verwaltet hat. Unsere Recherchen geben auch Aufschluss darüber, was sich in ihrem Leben zwischen 1872 und 1875 ereignete, als sie ihr Buch Wissenschaft und Gesundheit geschrieben hat. Dazu gehörten auch Immobilientransaktionen.

1872 gehörte Eddys Heilpraxis mit Richard Kennedy der Vergangenheit an, und Eddy wurde in der Presse von ihrem ehemaligen Schüler Wallace W. Wright angegriffen. Das war auch der Zeitpunkt, an dem sie immer weniger die Christliche Wissenschaft lehrte und Heilung praktizierte und sich mehr aufs Schreiben konzentrierte. Sie gab öffentlich bekannt, dass sie „an einem Werk über die moralische und physische Wissenschaft arbeite“ und in den Jahren davor „wenig Muße zum Schreiben“ gehabt habe.¹

Abgesehen davon, dass sie weder lehrte noch heilte, hatte sich Eddy von ihrem zweiten Ehemann, Daniel Patterson, getrennt. Sie musste neue Einnahmequellen finden, die ihre Lebenshaltungskosten decken und ihr gestatten würden, sich ganz auf das Schreiben ihres Buches zu konzentrieren.

Hier bot sich ihr auf dem Immobilienmarkt eine passende Gelegenheit. Während eines Großteils des neunzehnten Jahrhunderts wurden Hypotheken in Neuengland nicht durch Kreditinstitute vergeben. Vielmehr kamen sie von Einzelpersonen, die Geld mit ihren Ersparnissen verdienten, indem sie Darlehen mit geringem Risiko vergaben, die durch die Immobilie des jeweiligen Kreditnehmers gesichert waren. Diese Praxis gestattete es Eddy, die damals in Lynn (Massachusetts, USA) wohnte, mithilfe ihrer Ersparnisse ein bescheidenes Einkommen zu erzielen.

Nach unseren vorläufigen Recherchen vergab Eddy zwischen Oktober 1872 und Oktober 1873 drei verschiedene Hypotheken im Wert von etwa 5.200 USD. Aufgrund der Bedingungen der Original-Verträge nahmen diese Darlehen im Verlauf von drei Jahren 703 USD an Zinsen ein, was 234 USD pro Jahr ausmachte.²

Das mit der Vergabe dieser Hypotheken erzielte Einkommen war für Eddy gerade genug zum Überleben. Zum Vergleich: Eine Frau, die damals in Vollzeit (60 Stunden pro Woche, sechs Tage pro Woche) in einer Stiefel- oder Schuhfabrik in Massachusetts arbeitete (das war damals der wichtigste Wirtschaftszweig in Lynn), verdiente im Durchschnitt ca. 416 USD im Jahr.³ In Massachusetts betrugen im Jahr 1872 die durchschnittlichen wöchentlichen Verpflegungskosten für eine Frau 3,75 USD, was einer jährlichen Belastung von durchschnittlich 195 USD entsprachen.⁴ Obwohl Eddys Unterkunft und Verpflegung fast ihr gesamtes Einkommen aus den Hypotheken aufzehrten, ermöglichte ihr dieser Betrag zumindest ausreichend Nahrung und Obdach, um sich der Forschung, dem Gebet und dem Schreiben zu widmen.

Die Tatsache, dass Eddy an „Mietarmut“ litt, könnte auch der Grund für ihre vielen Umzüge zwischen 1872 und 1875 sein. Es ist wahrscheinlich, dass es Zeiten gab, in denen sie durch ihre finanzielle Situation gezwungen war, eine preiswertere Unterkunft zu suchen.

Diese Jahre der Armut und Unbeständigkeit haben sich gelohnt. Im Oktober 1875 waren zwei der drei Hypotheken vollständig zurückgezahlt und abgelöst worden. Eddys Buch Wissenschaft und Gesundheit war gerade herausgekommen, und sie hatte das Haus in der Broad Street 8 in Lynn gekauft.

Die dritte Hypothek geriet 1879 in Verzug, und sie nahm das Haus in der Boston Street 439 in Lynn in Besitz. Durch unsere Arbeit an den Mary Baker Eddy Papers entdeckten wir Hinweise auf ihr „Anwesen in der Boston St“. Dies hat uns dazu bewogen, weitere Nachforschungen zu dieser Immobilie zu tätigen und herauszufinden, wie sie in deren Besitz gelangt ist. Wir haben herausgefunden, dass sie das Haus für Mieteinnahmen behielt, einen Vertrag mit einem Mieter schloss und das Haus schließlich 1884 verkaufte.

Unsere Recherche hat gerade erst an der Oberfläche dieses interessanten Themas gekratzt. Wir hoffen, mehr von Eddys Korrespondenz und Finanzunterlagen ausfindig machen zu können, die ein noch umfassenderes Bild ihres Einkommens in den 1870er Jahren vermitteln dürften.

Dieser Artikel steht auch auf unseren englischen, französischen, portugiesischen und spanischen Webseiten zur Verfügung.