Aus den Mary Baker Eddy Papers: Ein Lehrinstitut für Unterricht in der Christlichen Wissenschaft
Im Januar 1881 erwirkte Mary Baker Eddy eine Gründungsurkunde für das Lehrinstitut für Metaphysik in Massachusetts, eine Einrichtung für das Unterrichten von Menschen, die die Christliche Wissenschaft studieren. Die Vorbereitungen für diese Einrichtung waren bereits im Jahr zuvor angelaufen. Der vorgesehene Lehrplan umfasste „Pathologie, Therapeutik, Geburtshilfe. Ontologie. Sittenlehre und die Anpassung der Metaphysik an die Behandlung von Krankheiten.“1
Eddy wollte eine vielfältige Schülerschaft aus verschiedenen Regionen und Berufen anziehen, die dann wieder heimkehren konnten, um die Christliche Wissenschaft in ihrem jeweiligen Umfeld zu praktizieren. 1884 veröffentlichte sie einen Lehrplan, der als eine Art Handbuch für die Schüler:innen diente. Er enthielt grundlegende Informationen bezüglich des Lehrinstituts, eine Verfassung und Satzungen für die Vereinigung Christlicher Wissenschaftler (die Vereinigung von Eddys Schülerinnen und Schülern) sowie weitere Informationen über Eddys Schriften und Veröffentlichungen. Eine überarbeitete Fassung, die auch eine Liste der Schüler:innen enthielt, wurde 1886 veröffentlicht.
Nachdem der Lehrplan verfügbar war, wurde er als Reaktion auf die vielen Anfragen, die in Bezug auf Eddys Klassen eintrafen, verschickt. Etliche Briefe, die sie erhielt, tragen die Notiz „Sent cur“ [Lehrpl. versandt]. Das wies darauf hin, dass ein Exemplar des Lehrplans zugesandt worden war. Unlängst hat sich das Team der Mary Baker Eddy Papers mit dem Lehrplan befasst, in Anbetracht der vielen Briefe, die darauf Bezug nehmen. Einige von Eddys Bemerkungen darüber, wer am Lehrinstitut unterrichtet werden konnte, sind uns aufgefallen, darunter diese:
[Das Lehrinstitut für Metaphysik in Massachusetts] nimmt Schüler:innen auf. Es begegnet den Bedürfnissen des Zeitalters nach etwas Höherem als Physik, Körperhygiene oder Medikation, um die Spezies, die Hoffnung, die Gesundheit und die verlorene Wissenschaft des Göttlichen Heilens wiederherzustellen.
Der Lehrplan listete außerdem vier grundlegende Eigenschaften des Lehrinstituts auf, unter anderem „Das völlige Nichtbeachten geschlechtsspezifischer Unterschiede bei Schülerinnen und Schülern, Lehrerinnen und Lehrern oder Predigerinnen und Predigern“.2
Diese Feststellungen veranlassten uns, darüber nachzudenken, was es für Eddy bedeutete, Männer und Frauen gleichberechtigt als Schüler:innen am Lehrinstitut aufzunehmen. Auch wenn im Neuengland der damaligen Zeit sowohl Männer als auch Frauen ein College besuchen konnten, betraf dies in der Regel getrennte Einrichtungen. Augenscheinlich erkannte Eddy, dass „geschlechtsspezifische Unterschiede“ keine Rolle dabei spielten, wenn es darum ging, die Lehren der Christlichen Wissenschaft zu erlernen und ein:e fähige:r Heiler:in zu werden. Wir fragten uns, ob ihre Schüler:innen dies auch so sahen. Also untersuchten wir einen Teil ihrer Korrespondenz und notierten uns die an sie gerichteten Fragen bezüglich dessen, wer am Lehrinstitut für Metaphysik als Schüler:in erfolgreich sein konnte.
Pearl D. Hoyt schrieb an Eddy und fragte, ob er für den Unterricht entweder zu ihr nach Boston kommen sollte oder zu den Shermans, einer der ersten Familien, die sich in Hoyts Heimatstadt Chicago mit der Christlichen Wissenschaft beschäftigt hatten.3 Eddy antwortete:
Sich die metaphysische Wissenschaft anzueignen, wie sie bei der Behandlung von Krankheiten angewandt wird, erfordert die besten Lehrenden und eine gründliche Kenntnis der Wissenschaft, sodass keine Frage im Gemüt der oder des Lernenden unbeantwortet bleibt. Wenn Sie mein Werk Wissenschaft und Gesundheit haben, können Sie erkennen, dass es sehr viele Voraussetzungen gibt, um ein:e geeignete:r Lehrer:in oder Heiler:in zu sein, und nichts ist in der Praxis schädlicher für Gesundheit und Moral als ein:e unqualifizierte:r Lehrer:in oder Praktiker:in der Metaphysik.4
Für Eddy war die Qualität des Lehrens ein entscheidender Aspekt für den Erfolg der Schüler:innen .
Zu jener Zeit stand der Lehrplan noch nicht zur Verfügung, und Hoyt stellte daraufhin noch weitere Fragen. Insbesondere fragte er ganz direkt: „Stimmt es, dass Frauen als Heilerinnen den größten Erfolg haben, und wenn ja, gibt es dafür einen Grund, und warum, wenn nicht?“5 Auch wenn Eddy in ihrer Antwort an Hoyt auf diese Frage nicht einging, sollten möglicherweise die spezifischen Formulierungen im Lehrplan des Lehrinstituts genau diese Art von Fragen behandeln.6
Hoyt erwähnte auch seine 65-jährige Tante, die sich sehr für den Unterricht in der Christlichen Wissenschaft interessierte. Andere Briefe enthalten Fragen von angehenden Schülerinnen und Schülern, die sich Gedanken darüber machten, ob sie aufgrund ihres Alters davon ausgeschlossen werden konnten, bei Eddy zu studieren. Sarah Heywood schrieb aus Wisconsin: „Ich bin dreiundfünfzig Jahre alt, aber wird mich diese Anzahl an Jahren daran hindern, die Wahrheiten des Christus zu erlernen?“7 Eddy antwortete: „Ihr Alter macht Sie nicht im mindesten ungeeignet, die Christliche Wissenschaft zu erlernen Ich habe Schüler:innen gehabt, die achtzig Jahre bzw. zehn Jahre alt waren und die wunderbare Heilungen vollbracht haben … Die beste Zeit Gutes zu tun ist jetzt.“8
Wieder Andere fragten sich, ob man eine spezielle Gabe haben müsse, um unterrichtet werden zu können. 1884 schrieb Mrs. C. Bond aus Illinois an Eddy:
Was ist diese heilende Kraft? Wirkt sie durch Handauflegen oder durch Glauben oder Gebet? Ist es eine ererbte oder eine erworbene Gabe &, besitzt sie jeder oder sind es nur einige wenige, die sie haben oder haben können? Sie sehen, dass ich diesbezüglich in jeder Hinsicht ziemlich unwissend bin – ich hoffe & vertraue, dass Sie mich erleuchten werden, indem Sie mir die erwünschte Information zukommen lassen – Wie weiß man, ob man diese heilende Kraft besitzt?9
Als Antwort erhielt Bond eine Ausgabe des neuen Lehrplans.
Wir stellten fest, dass Eddy, nachdem sie ihren Klassenunterricht abgehalten hatte, Briefe sowohl von Männern als auch von Frauen erhielt, in denen diese schilderten, was die Teilnahme an diesem Unterricht für sie bedeutet hatte. Mattie Williams’ Ehemann war strikt dagegen gewesen, dass sie eine Klasse am Lehrinstitut besuchte. Nach ihrer Heimkehr schrieb sie an Eddy:
Wir hatten eine angenehme und lohnende Heimreise
Wir fanden einige Herzen, offen und hungrig nach dem Wort der WAHRHEIT, der Saat des Himmelreichs, und noch während der Heimreise begannen wir, die Saat auszubringen. Mr. Williams und meine beiden Söhne George und Charles holten mich mit einem großen Schlitten vom Bahnhof ab. Ihm, meinem Ehemann, war es nicht unangenehm mich zu treffen, eine große Veränderung ist mit ihm vorgegangen. er weicht kaum noch von meiner Seite. gestern Abend ist er nicht zu seinem Arbeitsplatz gegangen, sondern bei mir zu Hause geblieben.
Alles ist gut, alles wird gut sein, die Herrschaft der Harmonie hat in meinem eigenen lieben Haus begonnen. GOTT ist mit uns.10
Bei Eddy am Klassenunterricht teilzunehmen schien auch den Shermans dabei zu helfen, ihre Praxis in Chicago auf eine solidere Grundlage zu stellen. Bradford und Roger Sherman schrieben an Eddy: „Wir rufen uns oft die lohnenden und wertvollen Unterweisungen ins Gedächtnis, die wir während unserer Zeit am Lehrinstitut erhalten haben. und Ihre unermüdlichen, ernsthaften Bemühungen, uns durch die Wissenschaft auf die richtige Art und Weise zur Wahrheit zu führen.“11
Bei der Rückkehr zu ihrer Familie nach ihrer Teilnahme am Klassenunterricht im Jahr 1885 schrieb M. Bettie Bell, die gemeinsam mit ihrem Bruder unterrichtet worden war, an Eddy:
Sie ahnen nicht, wie glücklich ich über meinen kürzlich erfolgten Unterricht bin, kann die Frage des Tierischen Magnatismus mit überraschendem Erfolg handhaben – weiß nicht, warum ich im Glauben so verwirrt und umnebelt war. – wahrlich „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln“ – vielen Dank für Ihre Geduld, Großzügigkeit und Zartheit – mein Bruder merkte an: oh! Schwester wenn ich sie doch nur jeden Tag sehen könnte – ich könnte ein besserer Mensch sein – & Er war niemals so abgeneigt einen fremden Ort zu verlassen – so liebevoll waren die Herzen und der Einfluss um uns herum – wenn wir doch nur immer in solch treuer Gesellschaft sein könnten wie in der unserer Lehrerin und ihrer lieben Schüler:innen 12
Ihr interessanter Brief liegt vor. War hocherfreut, von Ihrem und Ihres Bruders gutem Stand zu erfahren. So wertschätzend, so freudig. GOTT segne die Lieben, wollte ich ausrufen, als ich den Brief las.13
Eddy sah es durchaus als wertvoll an, wenn Familienmitglieder gemeinsam am Klassenunterricht am Lehrinstitut für Metaphysik in Massachusetts teilnahmen, egal ob es sich um Ehemann und Ehefrau, Eltern und Kind oder Geschwister handelte, und sie bot in solchen Fällen Ermäßigungen an. So schrieb sie beispielsweise im Juni 1885 an Emily F. Seal: „Ihnen und Ihrer Tochter werde ich die höchste Ermäßigung gewähren, nicht wegen der Bedürftigkeit, sondern wegen des Privilegs, das es für mich darstellt, zwei aus derselben Familie zu unterrichten, denn Sie werden sich in Zukunft gegenseitig so eine Hilfe sein, das ist es, was ich Ihnen beiden klar machen werde.“14
Aus dieser Korrespondenz scheint klar hervorzugehen, dass das Studium und die Praxis der Christlichen Wissenschaft allen zugänglich waren, die eine demütige Bereitschaft zum Lernen an den Tag legten.
Dieser Artikel steht auch auf unseren englischen, französischen, portugiesischen und spanischen Webseiten zur Verfügung.
- Mary Baker Eddy an James C. Howard, 1880, L08647, https://mbepapers.org/?load=L08647
- Lehrplan des Lehrinstituts für Metaphysik in Massachusetts, 1884, 000000000012, https://mbepapers.org/?load=000000000012
- Pearl D. Hoyt an Mary Baker Eddy, 28. September 1883, IC679B.76.045, https://mbepapers.org/?load=679B.76.045
- Mary Baker Eddy an Pearl D. Hoyt, 7. Oktober 1883, L15520, https://mbepapers.org/?load=L15520
- Pearl D. Hoyt an Mary Baker Eddy, 11. Oktober 1883, IC679B.76.046, https://mbepapers.org/?load=679B.76.04
- Mary Baker Eddy an Pearl D. Hoyt, 17. Oktober 1883, L15521, https://mbepapers.org/?load=L15521
- Sarah E. Heywood an Mary Baker Eddy, 6. Oktober 1883, IC549.58.001, https://mbepapers.org/?load=549.58.001
- Mary Baker Eddy an Sarah E. Heywood, 11. Oktober 1883, L07822, https://mbepapers.org/?load=L07822
- Mrs. C. Bond an Mary Baker Eddy, 19. Oktober 1884, IC649A.67.017, https://mbepapers.org/?load=649A.67.017
- Mattie Williams an Mary Baker Eddy, 18. März 1884, IC589.60.008, https://mbepapers.org/?load=589.60.008
- Bradford Sherman und Roger Sherman an Mary Baker Eddy, 16. April 1884, IC321.44.020, https://mbepapers.org/?load=321.44.020
- M. Bettie Bell an Mary Baker Eddy, 6. Dezember 1885, IC020A.09.005, https://mbepapers.org/?load=020A.09.005
- Mary Baker Eddy an M. Bettie Bell, 14. Dezember 1885, L09898, https://mbepapers.org/?load=L09898
- Mary Baker Eddy an Emily F. Seal, 16. Juni 1885, L14305, https://mbepapers.org/?load=L14305