Aus den Mary Baker Eddy Papers: Kopistin oder Kopist für Mary Baker Eddy sein

„Was ist Gott?“ A10064. Porträt von Mary Baker Eddy von W. C. Bowers, um 1871, P00016. Porträt von Sally Wentworth, mit freundlicher Genehmigung des Longyear Museums.
Als Mary Baker Eddy anfing, Schüler:innen in der Christlichen Wissenschaft zu unterrichten, erstellte sie Manuskripte. Darin behandelte sie Themen, die sie in ihrem Unterricht durchnahm. Sie verwendete dazu die Form von Fragen und Antworten. Einigen Schüler:innen wurde das Privileg erteilt, diese Manuskripte kopieren und für ihr eigenes Studium behalten zu können.
Die ersten dieser „Unterrichtsmanuskripte“ waren Erklärungen – Exegesen – zu Texten aus dem Matthäusevangelium. Eddy verwandte diese, um 1867 ihren ersten Schüler Hiram S. Crafts zu unterrichten.1 Danach erstellte sie einige andere Unterrichtsmanuskripte für Schüler:innen, deren bestes Beispiel „Fragen und Antworten über die Moralische Wissenschaft“ ist. Im Verlauf der Überarbeitungen wurde aus diesem Manuskript ein Dokument mit dem Titel „Die Wissenschaft vom Menschen“, das 1876 nach weiteren Überarbeitungen als Broschüre veröffentlicht wurde. Später wurde aus „Die Wissenschaft vom Menschen“ das Kapitel „Zusammenfassung“ in Eddys Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, wo es im Laufe vieler Überarbeitungen weitere Änderungen erfuhr.
Ein Vergleich der vielen Fassungen dieses Manuskripts zeigt, wie Eddy ständig daran arbeitete, ihre Lehren klarer zu formulieren und Aussagen zu streichen, die Verwirrung stiften oder so ausgelegt werden könnten, dass sie, gleichgültig in welcher Weise, ihrer ausgereiften Unterrichtung entgegenstehen würden. In diesem Sinne schrieb sie in Wissenschaft und Gesundheit:
Als die Wissenschaft des GEMÜTS für die Autorin eine neue Offenbarung war, musste sie, während sie deren großartige Tatsachen lehrte, aus ihrem eigenen geistigen Zustand heraus die feinen Schattierungen geistiger Ideen vermitteln, und sie musste es mündlich durch das armselige Mittel der Sprache tun und durch ihr Manuskript, das unter den Schülern zirkulierte. So wie ihre früheren Auffassungen allmählich aus ihrem Denken verbannt wurden, wurde ihr Lehren klarer, bis der Schatten der alten Irrtümer schließlich nicht mehr auf die göttliche Wissenschaft fiel.2
Bei einigen dieser „Irrtümer“ ging es um die Ansichten von Phineas Parkhurst Quimby (1802–1866), einem Magnetismus-Heiler, von dem Eddy sich wegen gesundheitlicher Probleme hatte behandeln lassen, bevor sie im Februar 1866 von schweren Verletzungen geheilt wurde, was sie als Ausgangspunkt ihrer „Entdeckung“ der Christlichen Wissenschaft ansah. Andere Manuskripte, die sie für den Unterricht verwendete, enthalten ebenfalls Material, das in überarbeiteter Form in Wissenschaft und Gesundheit einfloss.
Um ihre Originalmanuskripte bei der weiteren Arbeit zur Hand zu haben, stellte Eddy einzelne Kopist:innen ein, um sie sauber und lesbar von Hand abzuschreiben. Zu diesem Personenkreis gehörte Sally T. Wentworth. Eddy wohnte zwischen September 1868 und Februar 1870 bei der Familie Wentworth. Die Mary Baker Eddy Bibliothek hat mehrere Exemplare von „Die Wissenschaft vom Menschen“ in ihrer Sammlung, zusammen mit einigen weiteren Unterrichtsmanuskripten Eddys in Wentworths Handschrift. Die Sammlung beinhaltet ferner ein Manuskript, das Eddy als von dem damals bereits verstorbenen Dr. Quimby stammend gekennzeichnet hat.
Die von Wentworth abgeschriebenen Exemplare gewähren einen Einblick in das, was Eddy ihre Schüler:innen damals gelehrt hat. Ein solches – auf blauem, liniertem Papier abgeschrieben – ist vollständig auf der Website der Mary Baker Eddy Papers wiedergegeben. Man kann es in der ursprünglichen handschriftlichen Form, sowie mit der Maschine geschrieben und handschriftlich mit Anmerkungen versehen, lesen. Es besteht aus Fragen und Antworten, angefangen mit der Frage: „Was ist GOTT?“ Das Manuskript definiert das Wesen GOTTES und des Menschen sowie das Wesen der Materie. Eddys Antwort auf die Frage „Was ist der Mensch?“ erklärt beispielsweise:
Die Idee dieses PRINZIPS und dieser SEELE ist das PRINZIP und die Substanz dieser Idee mit Namen Mensch, denn sie ist das Leben und die Intelligenz derselben, und erinnern Sie sich bitte an die führenden Punkte in der Wissenschaft, dass der Mensch weder Substanz noch Intelligenz hat, dass diese zur Seele gehören, und die Seele spiegelt sich im Menschen wider, daher ist der Mensch der widergespiegelte Schatten der Seele und entlehnt alle Substanz, alle Intelligenz und alles Leben von der Seele.3
Weitere Fragen und Antworten führen die grundlegenden Definitionen aus, die gegeben wurden. Wer mit Eddys Lehren in Wissenschaft und Gesundheit vertraut ist, wird vermutlich erkennen, dass die Antworten auf diese Fragen in ihren veröffentlichten Büchern erheblich klarer sind und weder falsch verstanden werden noch Verwirrung stiften können. Ihre ursprüngliche Antwort auf die Frage „Was ist Materie?“ sagt zum Beispiel aus: „Sie ist nicht Substanz … Seele ist Substanz, denn Seele und Materie sind nicht eins, und somit ist die Materie, die als Schatten betrachtet wird, die Idee von GOTT, doch Materie als Substanz betrachtet, ist eine Vorstellung und Irrtum.“
Ein Großteil dieses Manuskripts enthält Anweisungen zum Heilen der Kranken, einschließlich vieler Ideen, die denjenigen, die sich heute mit der Christlichen Wissenschaft befassen, vertraut sein werden, wie sie im Kapitel „Die Praxis der Christlichen Wissenschaft“ in Wissenschaft und Gesundheit deutlicher dargestellt sind. Eddy erwähnt „Leberleiden“ und „Schwindsucht“ (Tuberkulose), um zu zeigen, wie ein:e christlich-wissenschaftliche:r Heiler:in an die Heilung dieser und anderer Krankheiten herangehen kann.
Doch eine in diesem Material enthaltene Anweisung zum Heilen ist eine Praxis, die Quimby verwendet hatte, und zwar das Reiben der Köpfe der Patienten. Obwohl Eddy in ihrer eigenen Heilpraxis selbst nie den Kopf von Patienten rieb, glaubten einige ihrer ersten Schüler:innen, dass dies für die Patient:innen wichtig sei, da es ihnen zeigte, dass sich in ihrer Behandlung etwas Körperliches abspielte:
Den Kopf zu reiben hat keinen Wert außer dem, dass wir glauben und andere glauben, dass wir ihnen durch Kontakt näher kommen, und nun reibst du aus einem Glauben heraus, und dieser Glaube befindet sich im Gehirn, also legst du deine Hand dort auf, wo der Glaube ist – wie ein Arzt einen Umschlag auflegt, so reibst du ihn für immer aus; richte dein Denken keinen Augenblick auf den Körper des Patienten, wenn du mental ihren Glauben wegargumentierst, sondern nimm dir die Seele vor, um den Irrtum von Leben, Gefühl und Substanz in der Materie in deiner eigenen Vorstellung zu zerstören, soweit er in dir existiert, sodass dein Patient sich der Auswirkungen von Seele auf ihn bewusst wird – denn dieses Prinzip bringt Harmonie mit sich und zerstört den Irrtum des Sinnes.
Nach und nach erkannte Eddy, dass das Reiben des Kopfes eines Patienten der Christlichen Wissenschaft vollständig entgegensteht und keinerlei gute Auswirkungen haben konnte. Also entfernte sie diesen Punkt aus allen zukünftigen Versionen dieser Manuskripte und bat ihre Schüler:innen, jeden Bezug darauf in den Exemplaren zu löschen, die sie bereits besaßen.
In diesem Manuskript gab Eddy außerdem ausführliche Anweisungen dazu, wie erfolgreiche Heiler:innen in ihrem Privatleben sein und handeln müssen:
Um nun am schnellsten Fortschritt zu machen, musst du jeden störenden Gedanken oder jedes störende Motiv abweisen, das nicht Wahrheit ist, du wirst Geld nicht über eine Anerkennung als nützliches Mittel hinaus lieben, du wirst nicht lügen oder betrügen, du wirst Gerecht und Barmherzig sein, und wenn du an einer Überzeugung festhältst, die Vergnügen im Sinn sucht, wirst du dies loswerden müssen, denn wie kannst du es sonst in anderen zerstören? lasse zum Beispiel niemals einen Schüler der moralischen Wissenschaft denken, dass er durch etwas anderes als Ehrlichkeit Erfolg haben kann[;] gehe niemals zu [einem] Patienten, der an Irrtum leidet, mit demselben Irrtum wie den, den du zerstören würdest; gehe niemals mit einer Zigarre oder Kautabak im Mund zu einem Patienten, der an den Auswirkungen dieses Irrtums im Glauben leidet, und während du den Irrtum fortargumentierst, sagst, dass es kein Vergnügen darin gibt – was auch die Wahrheit für den Fall ist – während du buchstäblich sagst, dass es doch ein Vergnügen darin gibt, da du ihn darin findest, so ist dein Irrtum ein zweifacher, zuerst findest du selbst Vergnügen, wo keines ist, und somit hältst du selbst an der Materie fest, während die Wissenschaft dich außerhalb davon hält und ohne ein Gefühl darin, und außerdem bist du unehrlich
Das Manuskript sagt ferner:
Um nun jeden Tag und jedes Jahr deines Lebens im Heilen der Kranken weiter voranzukommen, musst du dich selbst überprüfen und daran mehr arbeiten als mit deinen Patienten; du musst dich fragen, während du bestrebt bist zu heilen, komme ich mit der Wahrheit, um dies zu tun, oder bringe ich nur eine Vorstellung mit? Wenn mit Wahrheit, werde ich in der Wissenschaft leben, außerhalb des Sinnes sehen und fähig sein, die Gedanken des Menschen zu lesen, weil ich vom Sinn zur Seele gekommen bin, in der ich alles Glück darin erkenne, Gutes zu tun[.] Wenn du nur das von mir lernst und nur zweckgerichtet praktizierst, musst du es wieder lernen und es nur wegen seiner Wahrheit praktizieren, und dieses Gewicht der Wahrheit auf deiner Seite wird dann deine wissenschaftliche Stellung an der Bettseite zeigen, und dort wird deine Gegenwart vielfach die Kranken heilen, ohne ein Wort deinerseits oder dem geringsten Kontakt mit dieser Person
Eddy gab auch eine Antwort auf die Frage, wie die eigene Heilfähigkeit „wundervoll und unmittelbar“ sein kann:
Wenn du wie Jesus bist, indem du dich fragst, bin ich ehrlich, bin ich gerecht, bin ich barmherzig, bin ich rein und in der Lage, das mit deinen Demonstrationen zu erwidern. Lass, was du für die Kranken tun kannst, dies beantworten und nicht deine Lippen, denn wenn du das wirst, was von dir verlangt wird, dann bist du dir selbst ein Gesetz und wirst dich fragen, tue ich das für andere, was ich wollte, dass sie für mich tun, strebe ich nach dem Lob von Menschen oder dem Lob GOTTES, was in der Wissenschaft bedeutet, bitte ich um Gutheißung durch die Seele oder suche ich es im Sinn? [U]nd die Antwort zeigt sich in der Wissenschaft, durch die du verstehen wirst.
Das Manuskript sagt ferner:
Wenn du in deiner Praxis mehr nach Geld als nach dem eigenen Wachstum strebst, mehr als vollkommen rein und ehrlich und gerecht und bescheiden und liebevoll zu sein, dann strebst du nach Glück durch Sinn anstatt der Seele und deine Patienten werden auch nicht gesunden. Sie werden erst bis zu dir Fortschritt machen, und dann bist du ihnen nicht ausreichend voraus und der Seele nahe, um sie vom Sinn wegzuführen, wenn sie dir folgen. Ein Strom steigt nicht höher als seine Quelle. Wenn du eitel, egoistisch oder habgierig oder betrügerisch oder ungerecht bist, während du das Heilen der Kranken praktizierst, dann denke daran, dass du so stark an einem Irrtum festhältst, wie dein Patient. [U]nd der einzige Unterschied ist, dass sein Irrtum im Schmerz des Sinnes liegt, während dein Irrtum ein Vergnügen im Sinn oder der Materie ist. … Wenn du zunehmenden Stolz erfährst, dann wisse, dass dies ein Irrtum und nicht die Wahrheit ist, wenn du launenhaft und übellaunig bist, sei wachsam … und wenn du Tabak oder törichte Freunde liebst … wenn du starke Spitiruosen liebst, wenn du Medizin nimmst, wenn du dich in irgendeiner Weise im Sinn vergnügst, dann schaust du in die falsche Richtung. [U]nd wenn du lange genug hinsiehst, dann wirst du unweigerlich in der Vorstellung dorthingehen und kannst deinen Patienten nicht aus dem Irrtum befreien, während du selbst im Bann bist.
Es war sicher ein hoher Anspruch – und eine Ehre – für frühe Schüler:innen Mary Baker Eddys, diese Unterrichtsmanuskripte erfolgreich abzuschreiben. Sie bleiben wertvoll für heutige Leser:innen, nicht nur, um zu sehen, wie Eddys Lehren mit der Zeit zunehmend klarer wurden, sondern auch, weil sie praktische Anleitungen für die Praxis des wirksamen christlich-wissenschaftlichen Heilens offenbaren. Diese Manuskripte können jetzt von allen Interessierten auf der Website des Projekts der Mary Baker Eddy Papers eingesehen werden.
Dieser Blog steht auf unseren englischen, französischen, portugiesischen und spanischen Webseiten zur Verfügung.
- Dieses Dokument kann in englischer Sprache in A10062 und A10062B auf der Website der Mary Baker Eddy Papers (mbepapers.org) eingesehen werden.
- Mary Baker Eddy, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift (Boston: The Christian Science Board of Directors), 460.
- https://mbepapers.org/?load=A10064