Aus den Mary Baker Eddy Papers: Seelsorgerische Betreuung
Als Mary Baker Eddy am 16. März 1885 in Tremont-Tempel in Boston sprach, reagierte sie auf Äußerungen der Geistlichen Joseph Cook und A. J. Gordon, die sie in Vorträgen, Predigten und Presseartikeln gemacht hatten, um die Christliche Wissenschaft anzugreifen. Später wurden ihre Worte in der Broschüre „Defence of Christian Science“ [Verteidigung der Christlichen Wissenschaft]* veröffentlicht.
Während Cook und Gordon der Christlichen Wissenschaft ablehnend gegenüberstanden, sind uns in letzter Zeit einige Briefe aufgefallen, die Eddy 1885 von anderen Mitgliedern des Klerus erhalten hatte, die ihr versicherten, wie sehr sie ihre Lehren schätzten, auch wenn sie nicht zu ihrer Religion konvertierten.
Eddy hatte Führer anderer Glaubensrichtungen ermutigt, mehr über die Christliche Wissenschaft zu erfahren, indem sie den Geistlichen kostenlose Teilnahme an ihrer Elementarklasse anbot. In einem Brief vom 11. April an Eddy wurde sie von dem Unitarischen Pastor J. W. Winkley** an dieses Angebot erinnert: „Ich habe ein sehr tiefgehendes Interesse an der Sache – unvermindert, eher noch gesteigert, und deshalb habe ich den Wunsch, bei der nächsten Gelegenheit, die für Sie annehmbar wäre, von ihrem Angebot Gebrauch zu machen.“
Francis Partridge***, ein anglikanischer Priester, sandte am 21. September einen Brief an Eddy, in dem er ihr Buch Wissenschaft und Gesundheit als „eine Art Offenbarung“ bezeichnete. Er fuhr fort: „Ich habe nicht den Wunsch, die Wissenschaft als Beruf auszuüben, meine Zeit ist momentan dankenswerter Weise angefüllt mit den Pflichten meines Amtes & meiner Gemeinde. Aber ich würde gerne mehr über das erfahren, worauf die Welt, wie mir scheint, seit den Tagen unseres Herrn und Heilands Jesus Christus gewartet hat.“
Ebenfalls im Jahr 1885 trat James Henry Wiggin****, ein ehemaliger Unitarischer Pastor, seine Stelle als Redakteur bei Eddy an. Besonders bemerkenswert ist, dass er bei der Überarbeitung der 16. und der 50. Ausgabe von Wissenschaft und Gesundheit mitwirkte. Ihre Zusammenarbeit zeigt außerdem die Vielfalt der Wechselbeziehungen, die es zwischen Geistlichen verschiedener Glaubensrichtungen und der Christlichen Wissenschaft gab. Wir werden sicherlich noch mehr entdecken, während wir weiter daran arbeiten, Eddys Korrespondenz zu transkribieren und zu kommentieren.
Ausgabetitel: J. W. Winkley an Mary Baker Eddy, 11. April 1885
Verfasser: J. W. Winkley
Empfängerin: Mary Baker Eddy
Datum: 11. April 1885
Dokument: 590.60.002
Manuskriptbeschreibung: Handgeschrieben von J. W. Winkley auf unliniertem Papier aus Revere, Massachusetts.
11. April 1885
Mrs. M. B. G. Eddy
Sehr geehrte Dame,
Sie werden sich an Ihre Einladung erinnern,1 die Sie mir freundlicherweise zukommen ließen, an Ihrem nächsten Klassenunterricht in der Metaphysischen Wissenschaft2 teilzunehmen.
Ich habe ein sehr tiefgehendes Interesse an der Sache – unvermindert, eher noch gesteigert, und deshalb habe ich den Wunsch, bei der nächsten Gelegenheit, die für Sie annehmbar wäre, von ihrem Angebot Gebrauch zu machen[.]
Die Adresse meines Freundes & Verwandten Mr. Sanborn***** haben Sie vermutlich bereits. Ich meine, dass er durchaus ein wertvoller Neuzugang in den Reihen der Freunde der Wissenschaft wäre,3 und ich denke, dass Sie ihn ebenso einschätzen würden[.]
Mit großer Wertschätzung
Aufrichtig der Ihre
J. W. Winkley
Pastor der Unitarischen Kirche
REVERE
Massachusetts
Ausgabetitel: Francis Patridge an Mary Baker Eddy, 21. September 1886
Verfasser: Francis Partridge
Empfängerin: Mary Baker Eddy
Datum: 21. September 1886
Dokument: 700B.82.016
Manuskriptbeschreibung: Handgeschrieben von Francis Partridge auf unliniertem bedrucktem Briefpapier des Sekretariats der Diözese von Nova Scotia, aus Halifax, Nova Scotia.
(Episkopal)
Halifax Nova Scotia 21. Sept. 1886
Mrs Mary B.G. Eddy C.S.
Sehr geehrte Dame,
ich habe Fräulein Josephine Lytes C.S. in dieser Stadt getroffen und habe Ihr Buch „Wissenschaft & Gesundheit“ von ihr erhalten, ein Buch, das eine Art Offenbarung für mich gewesen ist. Auch habe ich mich mit ihr unterhalten.
Ich habe vor, Boston zu besuchen und werde hier am oder um den 2. Oktober herum abreisen. Es wäre mir eine große Freude, Sie nach meiner Ankunft aufzusuchen. Ich bringe mein kleines Mädchen in die Schule. Ich schreibe Ihnen nun (da eine bestimmte Anzahl von Geistlichen kostenlos an Ihren Vorlesungen teilnehmen kann), um mich zu erkundigen, ob ich ebenfalls kommen darf. Ich habe nicht den Wunsch, die Wissenschaft4 als Beruf auszuüben, meine Zeit ist momentan dankenswerter Weise ausgefüllt mit den Pflichten meines Amtes & meiner Gemeinde. Aber ich würde gerne mehr über das erfahren, worauf die Welt, wie mir scheint, seit den Tagen unseres Herrn und Heilands Jesus Christus gewartet hat.
Ich bin, sehr geehrte Dame,
der Ihre im Glauben an Christus,
F. Partridge D.D.
Pfarrer von St George
PS: Könnte ich in vierzehn Tagen einen Einblick in Ihre Methode5 bekommen? Ich bin deren Apostel, unabhängig davon, ob ich Ihr College6 besuche.
Hinweis: Um der Klarheit willen wurden geringfügige Korrekturen der Rechtschreibung und Einfügungen ohne Kommentar vorgenommen; Streichungen sind durchgestrichen angezeigt, bestimmte Fehler wurden durch [sic] gekennzeichnet und fehlende Satzzeichen in eckigen Klammern eingefügt. Die Originale der eingescannten Briefen können Sie hier und hier einsehen. Die englische Originalabschrift lässt sich in zweierlei Form anzeigen – in der ursprünglichen und in der endgültigen mit den vorgenommenen Änderungen.
*„Defence of Christian Science“ [Verteidigung der Christlichen Wissenschaft]
„Defence of Christian Science“ wurde als Artikel in der Märzausgabe des Christian Science Journals von 1885 (Seiten 1–4) veröffentlicht und außerdem im selben Monat als Broschüre herausgegeben. (Unter 334A.45.026 finden Sie einen Beleg für deren Druck.) Der Artikel war eine Reaktion auf verschiedene Angriffe durch Geistliche, die behaupteten, die Christliche Wissenschaft sei nicht christlich, wobei es insbesondere um einen Brief von Reverend A. J. Gordon ging, der von Reverend Joseph Cook bei einem Vortrag in Tremont Temple am 23. Februar 1885 in Boston vorgelesen wurde. A10373 ist ein Entwurf von „Defence of Christian Science“. Zusätzlich zur Veröffentlichung der Broschüre verteidigte Eddy ihre Ideen in Kürze und persönlich bei einem von Cooks Vorträgen in Tremont Temple am 16. März 1885. Das, was Eddy offensichtlich bei dieser Gelegenheit sagte, wurde von einem Reporter mitstenographiert, und eine veröffentlichte Version kann sowohl in der Aprilausgabe des Journals von 1885 unter dem Titel „A Strong Reply“ [Eine überzeugende Antwort], als auch auf den Seiten 95–98 in Vermischte Schriften 1883–1896 in einem Artikel mit dem Titel „Die Christliche Wissenschaft in Tremont Temple“ gefunden werden. „Defence of Christian Science“ wurde später überarbeitet und zu einem Buch mit dem Titel Nein und Ja erweitert, das dieselben Themen behandelte, einige der speziell auf das Jahr 1885 bezogenen kritischen Abhandlungen aber wegließ.
**J. W. Winkley
J. W. (Jonathan Wingate) Winkley (1833–1912) wurde in Barrington, New Hampshire, geboren und starb in Boston, Massachusetts. Er war ein unitarischer Pfarrer und Absolvent der Harvard Divinity School (1868), der im April 1885 am Elementarunterricht von Mary Baker Eddy teilnahm. Im Mai 1885 trat er der Schülervereinigung der Christlichen Wissenschaft bei und predigte mehrfach bei Gottesdiensten der Kirche Christi (Wissenschaftler) in den Hawthorne Rooms. Im März 1886 zog er sich aus Eddys Schülerversammlung der Christlichen Wissenschaft zurück und trat der Vereinigung von Luther M. Marstons Schülerinnen und Schülern bei. Nach dem Verlassen der Bewegung der Christlichen Wissenschaft studierte Winkley Medizin am College of Physicians and Surgeons in Boston und machte dort 1894 seinen Abschluss. Den Rest seines Lebens verbrachte Winkley in Boston als Mediziner und mit der Herausgabe von Practical Ideal, einer Zeitschrift der Neugeistbewegung.
***Francis Partridge
Francis Partridge (1846–1906) wurde in Dursley, Gloucestershire, England, geboren und starb in Fredericton, New Brunswick, Kanada. Er war ein Anglikanischer Priester, der in Ontario und in den kanadischen Seeprovinzen wirkte. Er wurde am St. Augustine’s Missionary College in Canterbury, England, ausgebildet und wanderte kurz darauf, im Jahr 1868 nach Kanada aus. Er wurde 1870 ordiniert und trat 1872 seine erste Pfarrstelle in Rothesay, New Brunswick, an. 1882 wurde er zum Pfarrer der St. Georges Kirche in Halifax, Nova Scotia, berufen. Während seiner Tätigkeit als Pfarrer schrieb er, nachdem er Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift gelesen hatte, an Mary Baker Eddy, um zu fragen, ob er bei seinem nächsten Besuch in Boston ihre „Vorlesungen“ besuchen könne. Es gibt keine Aufzeichnungen darüber, ob er Klassenunterricht bei ihr genommen hat. 1895 wurde er zum Dekan in Fredericton ernannt, und diese Stelle hatte er bis zu seinem Tode inne.
****James Henry Wiggin
James Henry Wiggin (1836–1900), ein ehemaliger unitarischer Pfarrer, war Mary Baker Eddys literarischer Berater, Lektor und für einen kurzen Zeitraum auch Redakteur des monatlich erscheinenden Christian Science Journals, das Eddy 1883 gegründet hatte. Er war ihr bei einigen der Überarbeitungen ihres Buchs Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift behilflich, insbesondere bei der 16. und der 50. Ausgabe.
*****Franklin Benjamin Sanborn
B. (Franklin Benjamin) Sanborn (1831–1917) wurde in Hampton Falls, New Hampshire, geboren und starb in Westfield, New Jersey. Er war ein Redakteur, Autor und Sozialreformer, der in den Jahren nach dem Tod von Ralph Waldo Emerson als der „Weise von Concord“ bezeichnet wurde. Nach seinem Abschluss an der Harvard University (1855) war er in Concord, Massachusetts, als Lehrer tätig, bevor er sich einer Karriere in der Zeitungsbranche zuwandte. Er arbeitete als Redakteur für das Commonwealth (1863–1867), für das Journal of Social Science (1867–1897) und als Korrespondent für den Springfield Republican (1868–1914). Außerdem verfasste er Biographien über A. Bronson Alcott, Ralph Waldo Emerson und Henry David Thoreau. Als Reformer stand er in Verbindung mit der American Social Science Association, der National Prison Association, der National Conference of Charities, der Clarke School for the Deaf (Northampton, Massachusetts) und der Concord School of Philosophy.
Kommentierte Dokumente im Original auf der Mary Baker Eddy Papers Website (Website nur auf Englisch):
- J. W. Winkley an Mary Baker Eddy, 11. April 1885 (590.60.002)
- Francis Partridge an Mary Baker Eddy, 21. September 1886 (700B.82.016)
Die Website Mary Baker Eddy Papers ist ein intensives Unterfangen der Mary Baker Eddy Bibliothek, Mary Baker Eddys Korrespondenz, Predigten und andere Manuskriptmaterialien zu kommentieren und digital zu veröffentlichen.
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- Diese Einladung liegt nicht vor, Eddy hatte jedoch Geistliche eingeladen, kostenlos an ihrem Unterricht teilzunehmen, sofern es der Raum zuließ, und dies bezieht sich vermutlich auf ein solches Angebot.
- Christliche Wissenschaft.
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- Das Lehrinstitut für Metaphysik in Massachusetts war eine Institution, die Mary Baker Eddy gründete, um die Christliche Wissenschaft, ihr theologisches und metaphysisches Heilsystem, zu lehren. Seine Satzung wurde 1880 verfasst und am 31. Januar 1881 offiziell veröffentlicht.