„Ich habe es nie bezweifelt“: Mary Baker Eddy und die von ihr beauftragten Druckereien

Die Druckplatten gehören zur ersten Ausgabe von Mary Baker Eddys Buch Wissenschaft und Gesundheit, das im Oktober 1875 erschien. Sie sind Relikte aus einer Zeit, in der sich die Herstellung von Büchern erheblich von der heutigen Druck- und Verlagstechnik unterschied. Eddy veröffentlichte ihre Bücher im Selbstverlag, was zu ihrer Zeit bedeutete, dass sie Firmen finden musste, die den Druck und das Binden übernahmen. Diese Exponate verdeutlichen ihre Mühe, eine kompetente und erschwingliche Druckerei zu finden.
Eddy beauftragte W. F. Brown and Company aus Boston mit dem Druck der ersten Ausgabe von Wissenschaft und Gesundheit. Drei Jahre später wurde die zweite Ausgabe („Ark“ [Arche]) von Wissenschaft und Gesundheit von der Druckerei Rand, Avery & Company gedruckt, die ebenfalls in Boston ansässig war. Wie Brown war auch diese Druckerei auf Broschüren und Flugblätter spezialisiert, nicht auf Bücher. Eddy erkannte schon bald, dass die Druckerei dem Umfang und der Komplexität der Arbeit nicht gewachsen war, und die Druckfahnen waren voller Schreibfehler.
Eddy brauchte Hilfe und erhielt sie von John Wilson, der für die landesweit bekannte University Press in Cambridge, Massachusetts, tätig war. Er half ihr, das Buch zu retten, und sie wusste, dass er der richtige Drucker für sie war. Die University Press übernahm die Arbeit und brachte 1881 die dritte Ausgabe von Wissenschaft und Gesundheit heraus.
William Dana Orcutt arbeitete für Wilson und übernahm die Verantwortung für den Druck von Eddys Werken, als Wilson in den Ruhestand ging. Er war etwa ein halbes Jahrhundert lang an der Herstellung ihrer Bücher beteiligt. Orcutt berichtete 1950, was Wilson ihm über die ersten Begegnungen mit Eddy erzählt hatte:
Im April 1880 gingen Briefe zwischen Mr. Eddy [Asa Eddy, Eddys Ehemann] und John Wilson bezüglich der dritten Ausgabe hin und her. … Diese Korrespondenz führte zu nichts, zweifellos weil Mrs. Eddy nicht in der Lage war, die Hälfte der veranschlagten Kosten für die angestrebte neue Ausgabe im Voraus zu zahlen. Dennoch beschloss sie offenkundig, persönlich vorzusprechen, und das erklärt, warum sie an jenem Nachmittag im Januar 1881 in den Räumen der University Press anwesend war. … Herr Wilson betonte an dieser Stelle der Geschichte immer wieder den erstaunlichen Mut dieser Frau, mit dem sie den Schwierigkeiten begegnete, die sie von allen Seiten bedrängten. … Dann kamen sie endlich zum entscheidenden Punkt. Es sei notwendig, sagte Mrs. Eddy, dass sie ihm die finanzielle Notlage erkläre, in der sie sich befinde. … Mrs. Eddy gab freimütig zu, dass sie wohl zwar ein paar hundert Dollar anzahlen könne, aber unmöglich die Hälfte der Kosten vorstrecken könne, wie Herr Wilson in seinem Brief an ihren Mann gefordert hatte. Ihr einziges Einkommen stammte aus ihrer Lehrtätigkeit und aus Mieteinnahmen, da sie einen Teil ihres Hauses in der Broad Street 8 in Lynn, Massachusetts, vermietete. Wenn diese dritte Ausgabe so produziert werde, wie sie glaubte, dass Herr Wilson sie produzieren würde, war sie zuversichtlich, dass sie genügend Exemplare verkaufen könne, um die Kosten zu decken, aber sie werde nicht die gesamte Summe bei Lieferung bezahlen können. Mr. Wilson lieferte nie eine Begründung für seine Reaktion auf das Ansuchen Mrs. Eddys, nicht einmal sich selbst gegenüber. Aus geschäftlicher Sicht gab es gute Gründe, das ganze Unterfangen schlichtweg abzulehnen. „Dennoch“, so sagte er, nachdem er die Situation offen zugegeben hatte, „zögerte ich nicht einen Moment, den Auftrag anzunehmen. Ich wusste, dass die Rechnung bezahlt werden würde, und freute mich sogar darauf, die Produktion zu übernehmen.“ Er fragte, wann das Manuskript fertig sein würde. Mrs. Eddy griff in ihre Handtasche und zog es heraus, vollständig abgeschlossen und fertig für den Druck. „Sie haben es mitgebracht für den Fall, dass ich es annehmen würde?“, fragte John Wilson überrascht. Mrs. Eddy lächelte. „Nein“, sagte sie, „nicht für den Fall. Ich habe es nie bezweifelt.“1
Aus dem Bericht geht hervor, dass Eddy gehofft hatte, Wilson alle Druckplatten geben zu können, die sie besaß, damit sie Geld sparen konnte. Doch sie stellte fest, dass Rand, Avery & Company die Platten der zweiten Ausgabe bereits vernichtet hatte.
Ist es möglich, dass diese kleine Sammlung an Platten (die den letzten Seiten der ersten Ausgabe entsprechen) alles war, was Eddy Wilson 1881 übergeben konnte? Und ist es ferner möglich, dass diese Platten während der vielen Jahre, in denen sie Eddys Bücher druckten, bei Wilson und seiner Firma verblieben?
Als Orcutt 1909 von Plimpton Press angestellt wurde, übernahm die Firma die Herausgabe von Eddys Werken. Und wir wissen, dass Plimpton mehr als 100 Holzkästen mit Platten von Eddys Schriften in Bankschließfächern in Concord, New Hampshire, sicher aufbewahrte. War dies einer jener Holzkästen? Wir wissen es nicht mit Sicherheit – dafür bedarf es weiterer detektivischer Arbeit in den Archiven. Aber wir sind zuversichtlich, dass eine Antwort ans Licht kommen wird!
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