Wie hat die Mutterkirche auf die Angriffe vom 11. September 2001 reagiert?
Er brach wolkenlos und ruhig an der Ostküste der Vereinigten Staaten an, der Dienstag des 11. September 2001. Zwanzig Jahre später wissen viele Menschen in aller Welt noch genau, wo sie waren und was sie taten, als die Nachricht einging, dass al-Qaida-Extremisten vier Passagierflugzeuge entführt hatten und mit ihnen Selbstmordangriffe auf das World Trade Center in New York City und das Pentagon in Washington, DC, flogen, bei denen nahezu 3.000 Menschen ums Leben kamen. Der Christian Science Monitor nahm sofort die Berichterstattung der Ereignisse vom 11. September auf und beschäftigte sich auch mit ihren Folgen. Der Monitor fügte Geschichten der Hoffnung und Einigkeit in seine ausführlichen täglichen Reportagen mit ein. Ein Leitartikel vom 12. September sagte unter anderem:
Jetzt ist Charakterstärke gefragt – vor allem Zurückhaltung, Widerstandskraft und Anteilnahme –, nicht Angst, Panik oder Trauma. Die mentalen Nachwirkungen dieses Geschehens sollten höchste Priorität in unserem Land haben – um zu zeigen, dass selbstzerstörerische Taten des Bösen nicht triumphieren müssen.
Der Artikel warnte außerdem davor, auf die Angriffe mit Sensationsjournalismus einzugehen:
Die Medien (…) müssen ihre eigene Berichterstattung streng prüfen und erkennen, dass sie eine Aufgabe haben und mit beeinflussen, wie die Amerikaner:innen diese Tragödie meistern. Die Medien sollten nicht auf höhere Einschaltquoten oder Auflagen aus sein, indem sie ihren Fokus auf Trauma und Tod ausrichten. Dies ist vielmehr die Zeit für Journalist:innen, sich der Situation gewachsen zu zeigen und Berichte zu bringen, die verdeutlichen, welche Widerstandskraft die Überlebenden besitzen, um mit diesem Verlust fertig zu werden.1
Der Monitor setzte seine Berichte über den 11. September in den darauffolgenden Tagen und Monaten mit diesem Fokus fort. Zum Beispiel untersuchte „Why do they hate us?“ [Warum hassen sie uns?], wie die Militärpräsenz und der zunehmende Einfluss der USA im Nahen Osten zu Ressentiments und Misstrauen geführt hatten. Ein Beitrag des Vorstands der Christlichen Wissenschaft im Monitor vom 17. September trug den Titel „A Prayer“ [Ein Gebet]: „Wir beten, um die Vision zu verstehen, die der Allmächtige bereits gegeben hat, wie auch die geistigen Gaben, die Er über uns ausgebreitet hat, um die Stürme der Trauer abzumildern und unsere Fähigkeiten zu bereichern, in Ehre, Vertrauen, Respekt und Zuneigung miteinander zu leben – Tag für Tag für Tag.“2 In den Tagen nach den Angriffen richtete die Mutterkirche ihre Abteilungen schnell darauf aus, sich den Anforderungen des Augenblicks zu stellen. Am 12. September kamen Menschen auf der Christian Science Plaza in Boston zu einem heilenden Gottesdienst zusammen. Zwei Tage später wurde am großen reflektierenden Wasserbecken eine öffentliche Nachtwache für die Opfer abgehalten. Die Teilnehmenden setzten in dieser Nacht Kerzen in das Becken und gedachten der unschuldigen Opfer, die ums Leben gekommen waren. Diese Veranstaltung, die Musik und gemeinsamen Gesang mit einschloss, zog Hunderte von Menschen an. Als einer von vielen solcher Gottesdienste in den ganzen USA wurde er in mehreren nationalen Nachrichtenmeldungen erwähnt.
In den Wochen nach den Angriffen vom 11. September gab die Mutterkirche immer wieder gebetvolle Aktionen für die Gemeinschaft und Nachbarschaft bekannt, die in Flyern wie diesem angekündigt wurden. Kirchenarchiv, Box 535659, Ordner 369240.
Die Website der Mutterkirche, die damals den Namen spirituality.com trug, lud Menschen in aller Welt ein, über den 11. September nachzudenken und inspirierende Botschaften zu teilen. Besucher:innen der Website kamen 30 Tage lang täglich zu einer fünfminütigen Gebetswache zusammen.
Titelseite des Christian Science Sentinels vom 6. Oktober 2001.
Als die Nachricht von den Angriffen einging, waren die Mitarbeiter:innen des Christian Science Sentinels gerade dabei, die nächste Ausgabe fertigzustellen, die nur wenige Tage später in Druck gehen sollte. Als sie an jenem Morgen im Büro die Nachrichten im Fernsehen sahen, erkannten sie die Dringlichkeit der Situation und fingen an, eine Ersatzausgabe zu planen, die auf die Geschehnisse einging. So etwas hätte normalerweise mehrere Wochen in Anspruch genommen. Doch mit Hilfe der Mitarbeiter:innen des Christian Science Journals und anderer Abteilungen der Mutterkirche baten sie einige regelmäßige Autor:innen um Artikel und gestalteten den gesamten erforderlichen neuen Inhalt. Der neu abgefasste Sentinel vom 6. Oktober wurde in nur wenigen Tagen zusammengestellt und ging pünktlich in Druck. Dies führte zu einem neuen Produktionszeitplan, der als Vorbild für die Vorlaufzeit künftiger Ausgaben diente und es dem Sentinel ermöglichte, erheblich schneller auf aktuelle Ereignisse einzugehen. „In the shadow of the WTC“ [Im Schatten des World Trade Centers] enthielt den Augenzeugenbericht von Chris Meyer. Er war am 11. September gerade aus dem Bahnhof der U-Bahn herausgekommen, als das erste Flugzeug in einen der Zwillingstürme flog. Er beschrieb, wie er für alle in den Gebäuden und in New York City betete:
(…) in dem Moment sahen wir jemanden von hoch oben vom Gebäude herunterspringen (…) Ich setzte mich auf den Bürgersteig und fing an zu beten. Ich wandte mich automatisch dem Gebet des Herrn zu (…) Es war schwer. Ich sprach das Gebet des Herrn, und als ich zu „Dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel“ kam, sah ich, wie jemand vom Gebäude sprang. Bei solch einem Anblick schluckt man erst und schlägt dann mit der Faust auf den Boden (…) Ich war fest entschlossen, alles mir Mögliche zu tun, um zu erkennen, dass unser Vater-Mutter-Gott dort oben bei diesen Menschen war, denn das würde ich wollen, wenn ich dort oben wäre. Ich würde eine göttliche Gegenwart dort bei mir fühlen wollen, die mich tröstet und beschützt.3
In „Voices of compassion heard on the street“ [Mitfühlende Stimmen auf der Straße] sprachen zwei Mitarbeiter:innen des Sentinels mit Passant:innen im Bostoner Stadtteil Back Bay, wo die Mutterkirche liegt. Die Zeitschriften der Christlichen Wissenschaft setzten ihre Beiträge im wöchentlich erscheinenden Sentinel, im monatlich erscheinenden Journal und in den verschiedenen Ausgaben des Herolds der Christlichen Wissenschaft fort und veröffentlichten Artikel und persönliche Berichte der Hoffnung und Heilung von Menschen in aller Welt. Dazu gehörten Briefe liebevoller Unterstützung aus verschiedenen Ländern und Interviews mit Praktiker:innen der Christlichen Wissenschaft sowie eine fortlaufende Reihe im Sentinel mit dem Titel „Prayers for Peace“ [Gebete für den Frieden]. Ein Beispiel für diese kontinuierliche Herangehensweise waren zwei Artikel über die Erfahrung der US-Militärseelsorgerin Janet Horton, die am 11. September im Pentagon war und half, die Verletzten zu versorgen. Der erste war ein Auszug aus einem Beitrag für die Washington Post, der drei Monate nach dem 11. September im Journal nachgedruckt wurde; der zweite war ein längerer Artikel von Horton, der zum ersten Jahrestag veröffentlicht wurde. Ihre Worte verdeutlichten, wie sehr sich die Ereignisse vom 11. September auf viele Menschen ausgewirkt hatten, einschließlich Christlicher Wissenschaftler:innen, ihrer Kirche und deren Aktivitäten:
Ich werde nie wieder an derselben Stelle sein, an der ich vor einem Jahr war. Ich bete mit mehr Weisheit. Ich bin geistig wacher und eindeutiger in Bereitschaft. Ich lausche auf Gott. Mein Blick ist nach vorn gerichtet.4
Dieser Blog steht auf unseren englischen, französischen, portugiesischen und spanischen Websites zur Verfügung.
- „Resilience and Restraint“ [Widerstandskraft und Zurückhaltung], The Christian Science Monitor, 12. September 2001, 8.
- „A Prayer“ [Ein Gebet], Monitor, 17. September 2001, 19.
- Chris Meyer, „In the shadow of the WTC“ [Im Schatten des World Trade Centers], Christian Science Sentinel, 8. Oktober 2001, 6–8.
- Janet Horton, „What I learned in the Pentagon courtyard“ [Was ich im Hof des Pentagon gelernt habe], Sentinel, 9. September 2002, 6.