Frauen der Geschichte: Ivimy Gwalter
L. Ivimy Gwalter (1889–1979) war Praktikerin und Lehrerin der Christlichen Wissenschaft und diente der Ersten Kirche Christi, Wissenschaftler (Der Mutterkirche), auf verschiedenste Weise, unter anderem 20 Jahre lang als Mitglied ihres Vorstands. Am außergewöhnlichsten sind vielleicht ihre vielen Beiträge für die Zeitschriften der Christlichen Wissenschaft – weit über 100 Artikel, die über acht Jahrzehnte hinweg veröffentlicht wurden, angefangen mit einem Heilungszeugnis, das sie im Alter von zehn Jahren schrieb.
Sie stammte aus einer Familie europäischer Einwanderer:innen. Ihr Vater, Henry Leonard Gwalter (1861–1947), war Schweizer, und ihre Mutter, Lucy Lydia Ivimy Gwalter (1865–1921), kam aus England. Sie heirateten im April 1888 in der britischen Gesandtschaft in Zürich, Schweiz. Ivimy wurde im September des darauffolgenden Jahres in New Jersey geboren. Henry Gwalter kam vermutlich aufgrund seiner Tätigkeit als Rohseidenhändler in die Vereinigten Staaten, da New York City damals (wie heute) ein bedeutendes Zentrum der Textilindustrie war.1
Ivimys Eltern begannen irgendwann zu Beginn oder in der Mitte der 1890er Jahre, aktiv die Christliche Wissenschaft zu studieren, nachdem sie von New Jersey nach New York City gezogen waren. Im Jahr 1955 erinnerte sich Ivimy:
Die Christliche Wissenschaft kam in unser Heim, als ich ein kleines Kind war. Meine Mutter wurde durch die Lektüre von Wissenschaft und Gesundheit geheilt und von einem Leben als Halbinvalidin befreit. Auch mein Vater fand die Christliche Wissenschaft sehr hilfreich; seine geschäftlichen Rückschläge wurden überwunden und durch ein zunehmendes Gefühl von Sicherheit und Wohlstand ersetzt. Die Christliche Wissenschaft bedeutete bei uns zuhause alles.
Am Sonntag nach der ersten Heilung meiner Mutter wurden meine Eltern von ihrer Nachbarin und ihrem Nachbarn, Mr. und Mrs. Charles Simmons, die Mutter das Buch geliehen hatten, eingeladen, Dritte Kirche Christi, Wissenschaftler, New York City, zu besuchen. Dritte Kirche war gerade erst gegründet worden, und die Gottesdienste wurden in winzigen Räumen in der 125th Street im Gebäude der Hamilton Bank abgehalten. Mrs. Carrie Harvey Snider, C.S.D., war Erste Leserin, und Mr. Charles Simmons, unser Nachbar, Zweiter Leser. Unter den wenigen Kindern in der Sonntagsschule war ich das jüngste.
Innerhalb weniger Tage traten meine Eltern Dritter Kirche bei. Sie waren unter den ersten Mitgliedern, die aufgenommen wurden …2
Es ist wahrscheinlich, dass etwa zur gleichen Zeit Lucy und Henry Gwalter bei Carrie Harvey Snider, C.S.D., einer Schülerin von Mary Baker Eddy, am Elementarunterricht im christlich-wissenschaftlichen Heilen teilnahmen. Beide traten 1897 Der Mutterkirche bei, und später im selben Jahr wurde Lucy als Praktikerin (Heilerin) im Christian Science Journal eingetragen. 1907 wurde sie Lehrerin der Christlichen Wissenschaft.
Während er weiterhin als Geschäftsmann tätig war, unterstützte Henry auch das Wachstum der Christlichen Wissenschaft sowohl in New York City als auch in seinem Geburtsland. Er schrieb „A Grateful Acknowledgement from Switzerland“ [Eine dankbare Anerkennung aus der Schweiz], veröffentlicht in der Februar-Ausgabe 1899 des Journals.3 Der Beitrag besteht zum größten Teil aus dem Nachdruck eines Briefes, den Henry Gwalter aus Zürich erhalten hatte. Er führte aus, dass „er den folgenden Brief ein paar Wochen zuvor von einer Person erhalten habe, die, ohne Zugang zu sonstiger Hilfe, wie zum Beispiel Elementarunterricht oder Kirche oder persönlichem Kontakt zu [Christlichen] Wissenschaftler:innen, und trotz des zusätzlich zu überwindenden Problems der fremden Sprache, gewissenhaft bemüht ist, sich die Christliche Wissenschaft zu eigen zu machen. …“ Das war einige Jahre vor der ersten Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft, einer deutschsprachigen Zeitschrift, die 1903 zum ersten Mal erschien, und vor der Veröffentlichung der deutschen Übersetzung von Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy im Jahr 1912.4
Das jüngste Mitgliede der Familie, Ivimy Gwalter, veröffentlichte im August 1900 ein Zeugnis im Christian Science Sentinel:
Ich bin ein kleines, zehnjähriges Mädchen und habe viele Demonstrationen erlebt. Ich bin sehr daran interessiert, von den Demonstrationen der Kinder zu lesen. Ich dachte mir, einige der Kinder würden vielleicht gerne eine von meinen Demonstrationen hören.
Ich musste zum Zahnarzt, um einige Zahnfüllungen zu bekommen, und weil ich vorher immer große Angst gehabt hatte, hinzugehen, dachte ich mir, dass ich meine Furcht überwinden sollte. Also las ich Wissenschaft und Gesundheit und behandelte mich selbst ein paar Tage lang, bevor ich ging, und ich wusste, dass „die vollendete Liebe die Furcht aus[treibt]“, und Gott weder Furcht noch Schmerzen schickt. Ich hatte keinerlei Furcht oder Schmerzen. Ich musste zweimal zum Zahnarzt gehen und er sagte, ich sei sehr brav. Da wusste ich, dass mir die Demonstration wirklich gelungen war, aber ich wusste auch, dass es Gottes Werk war und nicht mein eigenes. Ich gehe jeden Sonntag in die Sonntagsschule und auch zur Kirche. Wir sind alle Wissenschaftler:innen, und wir lieben die Christliche Wissenschaft sehr.5
Im darauffolgenden Jahr veröffentlichte Lucy Gwalter einen Bericht darüber, wie ihre Kirche der America, dem Flaggschiff der Baldwin-Ziegler-Polarexpedition, christlich-wissenschaftliche Literatur zur Verfügung gestellt und auch Literatur an Büchereien in Südafrika und Australien versandt hatte.6
Lucy und Henry Gwalter hinterließen diese Visitenkarten, als sie im Juni 1901 Pleasant View, das Haus von Mary Baker Eddy in Concord, New Hampshire, besuchten. Sie waren unter den vielen tausend Christlichen Wissenschaftler:innen, die das Anwesen besuchten, zwei Tage nachdem vier Kommunionsgottesdienste in der Mutterkirche abgehalten worden waren, bei denen Eddys Botschaft an die Mutterkirche für 1901 verlesen wurde. Standort in der Mary Baker Eddy Sammlung: Subject File, Mary Baker Eddy, Addresses: June 25, 1901 – Calling Cards.
Im November 1904 wurde Ivimy Gwalter Mitglied der Mutterkirche. Nach dem Abschluss der Highschool verbrachte sie ein Jahr in Genf in der Schweiz, um Sprachen zu studieren.7 Sie kehrte dann zurück nach New York und studierte Musik am Institute of Musical Arts [Institut der musikalischen Künste] (heute bekannt als The Juillard School). In den Aufzeichnungen von 1913 ist „Miss Lucy Ivimy Gwalter“ als Absolventin des Fachbereichs Klavier verzeichnet.8
Allerdings war es offenbar nicht ihr Ziel, eine musikalische Karriere anzustreben, sondern der Kirche zu dienen, die sie lieben gelernt hatte. Später erinnerte sie sich:
Es war lange mein sehnlicher Wunsch gewesen, in die öffentliche Praxis der Christlichen Wissenschaft einzutreten, aber meine Mutter bestand klugerweise darauf, dass ich erst lernen sollte, meinen Lebensunterhalt auf andere Art und Weise zu verdienen. Folglich sah ich Musik für eine kurze Zeit als meine Berufung an und gab Klavierunterricht. Mein Verlangen, in die Praxis einzusteigen, erfüllte sich 1918. Allerdings erschien mein Name erst 1922 im Journal, da ich in der Zwischenzeit vier Jahre lang in dem gemeinsam unterhaltenen Leseraum in der 42nd Street in New York als stellvertretende und später als leitende Bibliothekarin tätig war.9
Mitte der 1920er Jahre war Ivimy Gwalter Praktikerin der Christlichen Wissenschaft in Vollzeit und schrieb regelmäßig Artikel, sowohl für das Journal als auch für den Sentinel. Sie trat 1940 in die Fußstapfen ihrer Mutter, als sie an der Lehrerbildungsklasse des Unterrichtsrats der Mutterkirche teilnahm und fortan unterrichtete und ihre jährlichen Schülerversammlungen in New York City abhielt.
1947 nahm ihr Leben eine weitere wichtige Wendung, als sie zur stellvertretenden Chefredakteurin der Zeitschriften der Christlichen Wissenschaft ernannt wurde, was auch einen Umzug in die Gegend von Boston beinhaltete. Und auch das darauffolgende Jahr brachte eine maßgebliche Veränderung mit sich – sie wurde zum Mitglied des Vorstands der Christlichen Wissenschaft ernannt. Gwalter war erst die dritte Frau, die ein Amt als Vorstandsmitglied bekleidete, und folgte auf diesem Posten zwei anderen Frauen, die in dieser Frauen der Geschichte-Artikelreihe vorgestellt werden: Annie Knott und Nelvia Ritchie.
Gwalter war Vorstandsmitglied während der Jahrzehnte, die auf den 2. Weltkrieg folgten – einer Zeit außergewöhnlichen Wachstums und großer Veränderungen, sowohl in der Welt als auch in der Bewegung der Christlichen Wissenschaft. Zum Beispiel wurden während ihrer Amtszeit sieben Übersetzungen des Lehrbuchs der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit, veröffentlicht: auf Schwedisch, Niederländisch, Dänisch, Italienisch, Portugiesisch, Russisch und Norwegisch.
Die folgenden Auszüge eines Artikels aus einem Journal von 1965 geben ihre nachdenklichen Betrachtungen bezüglich eines eher internationalen Konzepts von „Sohnschaft“ wieder:
In der Christlichen Wissenschaft erhalten Worte neue Bedeutungen. So weist uns zum Beispiel Mary Baker Eddy, die geliebte Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, in einer bemerkenswerten Bibellektion, die auf Seite 180 ihres Buches „Vermischte Schriften“ beginnt, auf die Notwendigkeit hin, unser Verständnis von Sohnschaft zu vergeistigen. Wir müssen die Sohnschaft nicht im Sinne einer persönlichen Beziehung des Menschen zu Gott verstehen, sondern als die wissenschaftliche Ordnung seines Daseins. Folglich sollten wir die menschliche Vorstellung von einem Vater, einer Mutter und einer Schar von Söhnen, von denen jeder ein separates und losgelöstes Wesen ist, durch das wissenschaftliche Verständnis der Beziehung zwischen Gott und Mensch, zwischen göttlichem Prinzip und Idee ersetzen. In dieser Beziehung kann die Idee niemals von ihrem Ursprung getrennt werden, noch kann sie weniger sein als Gottes vollkommener und ewiger Ausdruck. Von Liebe umarmt, bewegt sich jede Idee im Einklang mit ihrem Prinzip. …
Bedenken Sie, was es in Bezug auf die Weltprobleme bedeutet, Gottes Sohn zu sehen und nicht die aufeinandertreffenden Rassen und Horden von Menschen, die in Asien, in Afrika, in Europa und in Amerika um ihre Existenz ringen und kämpfen – nicht viele Rassen, nicht viele Völker, nicht viele Gemüter, sondern nur Gottes Sohn. Lassen Sie uns auch mit Blick auf unsere Zweigkirchen daran denken, keine Vielzahl von Mitgliedern, die von gegensätzlichen Standpunkten und menschlichen Meinungen angetrieben werden, sondern überall, in der Gemeinschaft wie auch individuell, Gottes Sohn. Oh, lassen Sie uns dafür beten, den Menschen auf diese Weise durch das Objektiv der Wissenschaft zu sehen!10
Nach 20 Jahren als Vorstandsmitglied – und unmittelbar bevor der Bau des neuen Christian Science Centers in Boston begann – fasste Gwalter den Entschluss, sich aus dem Vorstand zurückzuziehen und ihre Zeit vollständig der Praxis der Christlichen Wissenschaft, dem Unterrichten und dem Schreiben zu widmen. Unsere Fotografie zeigt sie bei der Grundsteinlegung für die neuen Gebäude am 15. August 1968.
Ivimy Gwalters Leben des Dienens, wie auch das Leben ihrer Eltern, können in diesem Auszug aus einem ihrer Journal-Editorials zusammengefasst werden:
Der:die Christliche Wissenschaftler:in ist nicht lediglich ein:e Beobachter:in sondern ein:e Handelnde:r. So begnügt sie oder er sich bei der Beurteilung der Angelegenheiten ihrer oder seiner Kirche, der Politik des eigenen Landes oder der Lage der Nationen nicht damit, tatenlos zuzusehen, sei es zustimmend, kritisch, ängstlich oder rebellisch. Vielmehr wird sie oder er durch hingebungsvollen und aufmerksamen Gehorsam gegenüber den inspirierten Ermahnungen ihrer bzw. seiner Führerin und durch das tägliche Studium ihrer Werke in Verbindung mit der Heiligen Schrift, ihr bzw. sein geistiges Verständnis derart erweitern, und das Denken und die Sichtweise derart vergeistigen, dass sie oder er immer mit Wahrheit, niemals mit Irrtum übereinstimmt und Gottes Allheit und die Nichtsheit des Irrtums, ebenso wie des Menschen wahre Selbstidentifizierung oder seine Einheit mit Gott anerkennt.11
Hören Sie Women of History from the Mary Baker Eddy Library Archives [Frauen der Geschichte aus den Archiven der Mary Baker Eddy Bibliothek], eine Podcast-Episode (auf English) zum Thema Suchende und Forschende mit Bibliotheksmitarbeiter Steve Graham und Bibliotheksmitarbeiterin Dorothy Rivera.
Dieser Artikel steht auch auf unseren englischen, französischen, portugiesischen und spanischen Webseiten zur Verfügung.
- Diese biographischen Informationen über Familie Gwalter finden sich unter ancestry.com.
- Ivimy Gwalter, „Historical Sketch“ [Historische Skizze], 28. Juni 1955, Box 534067, Folder 336060.
- Henry L. Gwalter, „A Grateful Acknowledgment from Switzerland“ [Eine dankbare Anerkennung aus der Schweiz], The Christian Science Journal, Februar 1899,753–756.
- Der Brief, den Henry Gwalter mitschickte, war mit den Buchstaben „S.R.G.“ unterschrieben, die wahrscheinlich für „Sal. Rohrdorf Gwalter“ aus Zürich stehen. Ob er mit Henry Gwalter verwandt war, konnten wir noch nicht herausfinden, doch scheint dies durchaus im Bereich des Möglichen zu liegen.
- Ivy Gwalter, „Christian Science in Dentistry“ [Die Christliche Wissenschaft in der Zahnarztpraxis], Christian Science Sentinel, 16. August 1900, 822.
- „Science and Health in South Africa“ [Wissenschaft und Gesundheit in Südafrika] Sentinel, 24. Oktober 1901, 124, https://sentinel.christianscience.com/issues/1901/10/4-8/among-the-churches.
- „New Associate Editor“ [Neue Stellvertretende Chefredakteurin], Sentinel, 7. Juni 1947, 992.
- „Institute of Musical Art, Lectures Recitals and General Occasions, October 14, 1912 – June 9, 1913“ [Institut der musikalischen Künste, Gesprächskonzerte und allgemeinen Anlässe, 14. Oktober 1912 – 9. Juni 1913], 82, Juilliard Archiv.
- Ivimy Gwalter, „Historical Sketch“, 28. Juni 1955, Kirchenarchiv, Box 534067, Ordner 336060.
- Siehe Ivimy Gwalter, „Claiming our Sonship with God“ [Unsere Sohnschaft mit Gott beanspruchen], Journal, Dezember 1965, 617–620.
- Ivimy Gwalter, „Fulfilling our Duty“ [Unsere Pflicht erfüllen], Journal, Juni 1948, 276.