Frauen der Geschichte: Dorothy Maubane
Dorothy Dipuo Maubane (1943–2004) war eine bahnbrechende, erfolgreiche Geschäftsfrau, die Praktikerin, Lehrerin und Vortragende der Christlichen Wissenschaft wurde. Ihr geistiger Aktivismus half den Menschen, politische Unruhen, Gewalt, Armut, Furcht, Wut und Trauer zu überwinden. Wo andere Gewalt, Unterdrückung und Ungerechtigkeit sahen, erkannte sie Möglichkeiten, Ordnung, Mitgefühl und Gerechtigkeit einzuführen – und veränderte so ihr eigenes Leben und das der anderen in tiefgreifender Weise.
Sie wurde in Pretoria, Südafrika, geboren und wuchs dort in einer Zeit auf, in der schwarze Südafrikaner:innen per Gesetz nicht die gleichen Rechte und Freiheiten genossen wie Weiße. 1948 kam die ausschließlich aus Weißen bestehende Nationale Partei an die Macht und begann sofort, neue Gesetze zur Durchsetzung der Rassentrennung sowie bestehende gesetzliche Beschränkungen in einem als Apartheid (Afrikaans für „Getrenntsein“) bekannten System zu formalisieren.1 Die Auswirkungen der Apartheidsgesetze waren Maubane nicht fremd. Über ihre Erfahrungen sagte sie: „Ich erlitt Diskriminierung aufgrund meiner Hautfarbe, meiner Rasse, meines Geschlechts, meiner Religion, meiner Unfähigkeit, die Sprache der Regierenden zu sprechen, und ich hatte das Gefühl, dass ich vorsätzlich als entweder nicht qualifiziert oder überqualifiziert für eine Stelle bewertet wurde“.2
Zur Christlichen Wissenschaft kam sie durch ihren Ehemann, der gerade begonnen hatte, sich mit dieser Religion zu befassen, als sie heirateten. Erst stand sie dieser Lehre ablehnend gegenüber, bis sie die Heilung ihres geschwollenen Knöchels erlebte.3 Nicht lange danach hatte sie eine wegweisende Heilung, die sie auf den Weg brachte, Friedensstifterin zu werden. Als sie mit der Unterstützung einer Praktikerin betete, um einen Arbeitsplatz zu finden, fühlte sie sich veranlasst zu erwähnen, dass sie Afrikaans hasste, das sie für die Sprache der Unterdrücker:innen hielt. Die Praktikerin sprach „sehr ausführlich mit mir über Gott und Seine Regierung und meine Aufgabe in dieser geistigen Regierung“. Kurz darauf bekam Maubane eine Stelle – um dann festzustellen, dass die Geschäftssprache dieser Firma Afrikaans war. Das erwies sich als wichtige Erfahrung, die ihr half, alle Menschen, unabhängig von ihrer Hautfarbe, ihrer politischen Einstellung oder ihrem Verhalten, als Gottes Kinder zu sehen, und nicht als menschliche Wesen, die entweder zu großer Liebenswürdigkeit oder zu großer Grausamkeit fähig sein konnten:
Während ich für diese Firma arbeitete, lernte ich, die Afrikaander als Kinder Gottes zu sehen, die Gott ebenso liebt wie die Menschen meiner eigenen Rasse. Ich tauschte Hass gegen Liebe ein. Dann war ich in der Lage, in den Afrikaandern, mit denen ich mich anfreundete, Gutes zu erkennen, und ich sprach diese Sprache ohne Vorurteil.4
Auf diese Weise machte sie sich auf den Weg, um, wie sie sagte, eine „geistige Aktivistin“ zu werden, wobei sie darum betete, sich auf Gottes Gesetz zu berufen und nicht auf menschliche Gesetze, um all das zu verdrängen, was nicht richtig oder gerecht war.5
Maubane erläuterte in Radio-Interviews, dass die machtvollste und effektivste Form des Aktivismus ihrer Ansicht nach nicht daraus resultiert, dass Menschen solidarisch gemeinsam auf die Straße gehen oder Proteste oder Aufstände veranstalten. Stattdessen erlebte sie, dass wahre Veränderung aus dem persönlichen Bemühen hervorgeht, Problemen durch Gebet zu begegnen – nicht durch die „Kraft der Masse“. Sie beschrieb auch, wie ihre Familie in den frühen 1980er Jahren wegen der ungerechten Landbesitzgesetze betete, insbesondere in Bezug auf ihre eigene Situation. Das führte dazu, dass ihre Familie als erste in ihrer Gegend ein Grundstück von angemessener Größe erhielt. Als andere die praktischen Schritte sahen, zu denen ihre Familie durch Gebet geführt wurde, begannen sie alle, diesem Beispiel zu folgen – mit dem Ergebnis, dass alle davon profitierten.6
Maubane kann auf eine erfüllte Geschäftskarriere zurückblicken, unter anderem als Generalsekretärin der Black Consumer Union of South Africa [Schwarzer Verbraucherverband Südafrikas] und als Vizepräsidentin der Women’s Black Chamber of Commerce and Industry [Industrie- und Handelskammer schwarzer Frauen].7 Außerdem war sie Übersetzerin von Kinderbüchern. Manchmal übernahm sie Übersetzungsarbeiten für die Mutterkirche in Boston (Die Erste Kirche Christi, Wissenschaftler).
1989 trat Maubane in die Vollzeitpraxis der Christlichen Wissenschaft ein und verwendete ihre ganze Zeit dafür, anderen zu helfen, Heilung durch Gebet zu finden.8 Über 20 Jahre waren vergangen, seit sie diese Religion kennengelernt hatte. Ein Jahr später wurde sie in den Vortragsrat der Christlichen Wissenschaft gewählt und hielt von da an viele Jahre lang auf der ganzen Welt Vorträge über das Heilen.9 1994 wurde sie Lehrerin der Christlichen Wissenschaft und unterwies andere darin, wie sie selber Heilerinnen und Heiler werden konnten.10
Aber auch schon bevor sie im Christian Science Journal als Praktikerin eingetragen war, hatte Maubane große Herausforderungen überwunden und anderen durch Gebet geholfen.
Als sie beispielsweise beschlossen hatte, Elementarunterricht zu nehmen,11 bat sie darum, dass ihr die Kursgebühr erlassen würde – sowohl sie als auch ihr Mann waren ohne Arbeit und sie hatte ein Kleinkind zu versorgen. Aber der Lehrer lehnte dies ab. „Stattdessen sagte er mir“, erinnert sie sich in einem Artikel, den sie Jahrzehnte später schrieb, „er würde beten, um beweisen zu helfen, dass Gott mich mit allem versorgt, was ich brauche“.12 Das führte unmittelbar zu Segnungen. Als erstes fand ihr Ehemann plötzlich Arbeit, die wöchentlich entlohnt wurde, und sie war in der Lage, die Kursgebühren in zwei Raten zu zahlen. Alle anderen logistischen Belange konnten gelöst werden. Beispielsweise wurden Möglichkeiten gefunden, die spezifischen rechtlichen Vorgaben zu erfüllen, die ihre Anwesenheit in der Stadt, in der der Unterricht stattfand, betrafen. Noch wichtiger war jedoch, dass sie aufgrund dieser Erfahrung in der Lage war, ihre eigene Selbstwahrnehmung und Kennzeichnung als „arm, benachteiligt und entrechtet“ abzulegen.13 „Ich fand es nicht länger akzeptabel, Almosen entgegenzunehmen ohne etwas zurückzugeben“, erkannte sie. „Was ich in diesem Fall zurückgab, waren mein Vertrauen, meine Standfestigkeit, meine Zuversicht und die Zeit, die ich mit geistigem Studium verbrachte, und durch all das kam für mich die Unmöglichkeit ans Licht, von Gottes Güte abgeschnitten zu sein.“14 Und sie war eine großzügige Geberin, speziell im zuletzt genannten Punkt. 2003 beschrieb sie in einem Artikel für den Christian Science Sentinel ihre Angewohnheiten beim geistigen Studium:
Meine täglichen Gebete beginnen jeden Morgen um 3 Uhr früh. … Aber meine Gebete beschränken sich nicht auf diese frühmorgendlichen Zeiten der Stille. Innerhalb meines eng getakteten Tagesablaufs besinne ich mich auf Momente der stillen Einkehr, die ich bei meinem Morgengebet erlebt habe, um Frieden, Ruhe und Gelassenheit zu finden.15
Als Jahre nach Maubanes Klassenunterricht Unruhen in ihrer Gegend zum Alltag gehörten, sahen sie und ihre Familie sich mit der beängstigenden Gefahr konfrontiert, dass ihr Haus niedergebrannt werden könnte – was für erfolgreiche schwarze Familien zur damaligen Zeit nichts Ungewöhnliches war. Außerdem wurden schwarze Schülerinnen und Schüler häufig vom Schulbesuch ausgeschlossen. Die Familie betete gemeinsam, und obwohl ihr Haus bedroht war, geschah nichts, und die Kinder wurden auch nicht am Schulbesuch gehindert. Wie ihre Familie betete verdeutlicht Maubanes geistigen Aktivismus. Sie erklärte, dass sie gebetet hatten, um sich von Furcht zu befreien:
Wenn Furcht sich in einem Land ins Extrem steigert, ziehen sich die Menschen manchmal in sich selbst zurück und werden gleichgültig gegenüber dem Übel, das sie bedroht. … Warum nicht den Prozess umkehren und, anstatt sich in sich selbst zurückzuziehen, die Furcht umkehren und sich hervortrauen, um der Liebe mehr Ausdruck zu verleihen?
In meinem Heimatland Südafrika ist dies sicherlich eine große Notwendigkeit. Egal ob wir nun schwarz oder weiß sind, wir können uns öffnen und eine Hand der Freundschaft über die Grenzlinie der Hautfarben hinweg reichen. Nur weil die Apartheidsgesetze die Menschen jahrzehntelang voneinander getrennt haben, heißt das nicht, dass wir keine Freundschaften schließen und uns gegenseitig kennenlernen können. Haben wir denn nicht alle einen Vater, nämlich Gott? Und zeigt uns nicht die Christliche Wissenschaft, dass Gott nur eine Art Mensch hervorbringt – den geistigen Menschen? Auf dieser Grundlage können wir unsere Bruder- und Schwesternschaft mit allen Menschen erkennen und empfinden, unabhängig von Ethnie oder Hautfarbe.16
In einem anderen Artikel, in dem sie dieselbe Geschichte erzählte, hob sie eine Aussage von Mary Baker Eddy aus dem Jahr 1909 hervor: „… ich betrachte diesen Angriff auf mich nicht als eine Prüfung, denn wenn diese Dinge aufhören zu segnen, dann werden sie aufhören, sich zu ereignen.“17 Maubane schrieb:
Leute fragen, wie wir in dem Township leben können, wo Kriminalität, Gesetzlosigkeit und so weiter dermaßen verbreitet sind. Aber wir antworten immer, dass wir gerade dort am meisten gebraucht werden, um gebetvoll zum Wohl der Menschheit beizutragen. Die zurzeit in Südafrika herrschenden Zustände sind förderlich für geistiges Wachstum, und wir glauben, es ist kein Zufall, dass wir als Schwarze zu diesem Zeitpunkt in diesem Teil der Welt leben, in dem es so viele Probleme gibt.18
Der aus bescheidenen Verhältnissen stammende Moses Maubane war ein erfolgreicher Bankier und ein aufgehender Stern am Himmel der südafrikanischen Geschäftswelt.19 Als Geschäftsführer der einzigen schwarzen Bank in Südafrika sah er die Notwendigkeit, dass sich die African Bank im Firmenkundengeschäft engagieren sollte, einem Bereich, in dem ausschließlich Weiße über Fachwissen verfügten.20 Also betete er und wurde dahingehend geführt, zwei weiße Männer einzustellen, die die Bank in diese neue Richtung lenken sollten. Allerdings betrogen diese beiden die südafrikanische Regierung um mehrere Millionen Rand und hängten ihm das Verbrechen an. Das Familienvermögen wurde eingefroren und dann der Regierung übergeben.21 Er wurde bald entlastet und die Verantwortlichen wurden inhaftiert. Aber er wurde krank und starb, bevor er erleben konnte, wie der Gerechtigkeit Genüge getan wurde. Maubane blieb als trauernde Witwe zurück, die zunächst über keinerlei finanzielle Mittel verfügte, bis das Familienvermögen schließlich zurückgegeben und der Name ihres Mannes reingewaschen wurde. „Ich befand mich plötzlich in einer mentalen Einöde, und große Furcht quälte mich“, schrieb sie. „Kummer, Selbstmitleid, Depressionen, Schmerz, Schock und Schuldgefühle beherrschten mein Denken und setzten mir seelisch sehr zu.“22 Bei einer anderen Gelegenheit erinnerte sie sich: „Die Menschen glaubten, ich würde entweder Selbstmord begehen oder Alkoholikerin werden. Aber Gebet trug mich durch den Verlust dieses geliebten Menschen, den Verlust von Vermögen, Freundinnen und Freunden, Vertrauen und Respekt.“23
Während dieser Zeit des intensiven Gebets und Vertrauens auf Gott wurde Maubane Praktikerin der Christlichen Wissenschaft, und kurz danach wurde sie in den Vortragsrat der Christlichen Wissenschaft berufen. Ein Strom der Liebe und Großzügigkeit sowohl von schwarzen als auch weißen Freundinnen und Freunden hielt sie aufrecht und half, die Bedürfnisse der Familie zu stillen. Die Ausbildung ihrer Kinder wurde nie unterbrochen.24
Sie spürte, dass im Hinblick auf die beiden Afrikaander, die ihren Mann hintergangen hatten, Vergebung notwendig war. Das war nicht einfach, aber sie bemühte sich, Jesu Lehren zum Thema Vergebung zu folgen.25 Indem sie an dem Gedanken festhielt, alle Menschen unabhängig von ihrer Hautfarbe zu lieben, fand sie Frieden.26
Durch eine ungewöhnliche Wende wurde Maubane eingeladen, die zwei Afrikaander im Gefängnis zu besuchen. Es war nicht üblich, dass schwarze Menschen inhaftierte weiße Menschen besuchten. Ursprünglich sollte sie dort nur 30 Minuten verbringen, der Aufenthalt verlängerte sich allerdings auf drei Stunden und wurde so lang, dass der Gefängnisdirektor ihr Tee machte. Und in diesem Zeitraum sicherte sie den Männern nicht nur ihre eigene Vergebung zu, sondern auch die ihrer gesamten Familie. 27 Als sie nach Verbüßung von vier Jahren ihrer 14-jährigen Haftstrafe entlassen wurden, lud Maubane sie zu sich nach Hause zu einem Grillfest ein. Die Familien freundeten sich an, und die Männer waren immer glücklich, wenn sie vorbeikommen und ihr im Haus bei etwas behilflich sein konnten.28
Das war jedoch nicht das einzige Mal, dass Maubane über die Grenzlinie der Hautfarben hinweg ein Friedensangebot machte. In einem Artikel aus einem Sentinel von 1996 schrieb sie über eine andere Begebenheit, als sie einen jungen Afrikaander beauftragt hatte, bei sich zuhause eine Alarmanlage zu installieren. Sie hätte sich an eine große, etablierte Firma wenden können, aber stattdessen fühlte sie sich von Gott dahingehend geführt, diesem jungen Mann trotz seines Mangels an Erfahrung zu helfen. Gleich am ersten Arbeitstag erwähnte er, dass er gerade erst aus der Armee entlassen worden war, der er in Katlehong gedient hatte – einer schwarzen Township in der Nähe von Johannesburg. Maubane merkte an: „Aber dort wurden doch einige der schlimmsten Gewalttaten des Militärs gegen Schwarze verübt, selbst nach dem Inkrafttreten der Interimsverfassung um 1993.“29 Er stimmte ihr zu. „Ich war still“, erinnerte sie sich. „Hier war ein weißer Afrikaander, der mit der grausamen Ermordung von Mitgliedern meines Volkes in Verbindung stand. Ich war beeindruckt von seiner Ehrlichkeit.“30
Sie erzählte ihm von ihrer Praxis der Christlichen Wissenschaft und erläuterte: „Wenn ich Menschen nicht liebe, kann ich sie nicht heilen.“31 Sie teilte ihm mit, dass „Christus Jesus uns verheißen hat: ‚Glückselig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen‘ (Mt. 5:7). … Wenn wir diese Eigenschaften der Liebe, der Gnade, des Sanftmuts, der Aufrichtigkeit zum Ausdruck bringen und in anderen erkennen, fällt es uns leichter, Fehler zu vergeben.“32 Der junge Mann sagte, er habe seit seiner Zeit bei der Armee immer Albträume gehabt, aber nach den Gesprächen mit ihr habe er seiner Familie und einem Priester all die Dinge gebeichtet, die er getan hatte. Damit endeten die Albträume, und der junge Mann war umgewandelt. Maubane schätzte das, was ihrer Meinung nach geschehen war, folgendermaßen ein:
Ich glaube, dass dieser Mann durch die Kraft der Wahrheit über Gott und den Menschen, über die wir uns ausgetauscht hatten, erneuert wurde. Erst musste ich selbst die Wahrheit erkennen, um dann in der Lage zu sein, ihm mein eigenes Gefühl von Freiheit zu zeigen, was sein Bewusstsein dermaßen berührte, dass er ebenfalls geheilt wurde. Dadurch stellte er sich seinen Sünden und suchte Vergebung und Aussöhnung mit seiner Familie und mit Gott. Ich hatte ihm gelebte Liebe angeboten. Er hatte auf deren heilende Berührung reagiert, und das befreite ihn.33
Maubane beschrieb eindringlich ihre Dankbarkeit für den sehr konkreten Nutzen, den sie ihrem Vergeben und ihrer Liebe gegenüber anderen zuschrieb:
Vergebung, Wahrheit und Versöhnung stellen eine Verpflichtung zu einer von Gott beauftragten Lebensweise dar. Diese Verpflichtung zu einem Leben in Eintracht eröffnete mir und meiner eigenen Familie eine große Freiheit. Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich nicht nur das Recht zu wählen, sondern auch das Recht mir auszusuchen, wo ich leben wollte. Mein Gebet richtete sich auf ein Zuhause, das mir Sicherheit, Zufriedenheit, ein gutes nachbarschaftliches Verhältnis und Schönheit bieten würde. Und Gott antwortete mir, indem er mir ein solches Zuhause im Zentrum von Pretoria gab. Meine Nachbarschaft besteht zu 99 Prozent aus Afrikaanderinnen und Afrikaandern, und der Rest sind Engländerinnen und Engländer und andere. Zurzeit sind wir die einzige schwarze Familie. Was hatte mir Gott da für eine Wahlmöglichkeit angeboten! Sicherheit, Liebe, Zufriedenheit, Schönheit, gute Nachbarschaft, Eintracht und Zusammengehörigkeit bei denen zu finden, die man als meine vormaligen Unterdrückerinnen und Unterdrücker ansehen könnte! Und doch bin ich seitdem mit so viel Liebe und Freundlichkeit überschüttet worden! Wir hören einander immer besser zu und staunen über die Übereinstimmungen bei unserem jeweiligen Werdegang, unseren Erfahrungen und geistigen Ansichten. Wir merken, dass es bei uns mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede gibt.34
Dieser geistige Aktivismus betraf nicht nur Situationen in ihrem eigenen Umfeld. Sie war aktive Teilnehmerin bei weltweiten Veranstaltungen, wie beispielsweise bei Jugendtreffen, die 1990 abgehalten wurden35 und einer Frauen-Friedenskonferenz im Jahr 2002.36 Ihre Artikel und Interviews in den Zeitschriften der Christlichen Wissenschaft sind mit Bezugnahmen auf bedeutende weltpolitische Ereignisse gespickt, wie beispielsweise das Ende der südafrikanischen Apartheid, der Fall der Berliner Mauer, die politischen Unruhen in Nordirland, die Machtkämpfe in der ehemaligen Sowjetunion, der bewaffnete Konflikt im Kosovo in den späten 1990er Jahren und die Friedensbestrebungen im Nahen Osten.
In den frühen 1990er Jahren hielt Maubane einen Vortrag in Ostjerusalem. Ein Berater des Vorsitzenden der Palästinensischen Befreiungsorganisation, Yasser Arafat, wurde beauftragt, an dem Vortrag teilzunehmen. Am Ende forderte er sie unmittelbar heraus. Sie erinnerte sich: „Der Mann wollte wissen, mit welcher Berechtigung ich von Vergebung sprechen könne, wo doch die Palästinenser jeden Tag an den Häusern vorbeigehen mussten, die zu verlassen sie vor vielen Jahren gezwungen worden waren.“ Er fragte sie: „Wie kann man den Israelis vergeben, wenn die dein Haus besetzen und du lediglich mit der Kleidung, die du am Körper trägst, fliehen musstest?“37 Sie erzählte ihm kurz von ihren eigenen Erfahrungen, als sie gewaltsam aus ihrem Zuhause vertrieben wurde und ihr die Staatsbürgerschaft aufgrund ihrer ethnischen Herkunft entzogen wurde. Dann wandte sie sich einer eher geistigen Grundlage für ihre Aussagen zu, indem sie die Notwendigkeit erläuterte, von Wut, Furcht, Hass und Rache abzulassen.38 Sie sagte, Arafats Berater habe ihr zugehört und sei schließlich zu der Einsicht gelangt, „dass ich, weil ich vergeben hatte, das Recht habe, über Vergebung und Liebe zu sprechen und diese Eigenschaften sowohl bei den Palästinenserinnen und Palästinensern als auch bei den jüdischen Menschen, die an dem Gespräch teilgenommen hatten, zu fördern”. Und sie schloss: „… Ich glaube wirklich, dass es kein Zufall ist, dass Arafats Lager wenige Monate später bereit war, in Amerika mit Israel zu verhandeln.“39
Dorothy Maubane wurde von einem ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit, Vergebung und Liebe zu Gott und den Menschen angetrieben, der in ihrer Praxis der Christlichen Wissenschaft begründet war. In einem Artikel von 2001 schrieb sie Folgendes:
Im Allgemeinen steht das, was man erhält, im Verhältnis zu dem, was man gibt. Wenn man bewertend und einschränkend gibt, dann wird man selbst im Leben wahrscheinlich auch bewertet und eingeschränkt werden. Solch armseliges Geben bringt Armut hervor. Abhilfe schafft man, indem man nicht von seinem Überfluss gibt, sondern dem gemäß, was vor Gott recht ist.40
Das beschreibt, was sie tat – und wie sie ein reichhaltiges und erfülltes Leben lebte, das unzählige andere segnete.
Dieser Artikel steht auch auf unseren englischen, französischen, portugiesischen und spanischen Webseiten zur Verfügung.
- Während die Regierung erklärte, es sei ihr Ziel, dass die Rassen voneinander getrennt, aber gleichberechtigt seien und sich unabhängig und räumlich voneinander getrennt entwickeln sollten, bedeutete das tatsächliche Ergebnis dieser Gesetze, dass schwarzen Südafrikaner:innen der gleichberechtigte Zugang zu Ressourcen und Chancen verwehrt wurde und dass sie in vielen Fällen gewaltsam aus ihren Häusern vertrieben und in Townships, die nur Schwarzen vorbehalten waren, oder in „Homelands“ genannte Stammesgebiete umgesiedelt wurden. Denjenigen, die in diese Homelands abgeschoben wurden, wie es Maubane eine Zeitlang als Erwachsene widerfuhr, wurde die südafrikanische Staatsbürgerschaft entzogen. Verstöße gegen diese neuen Gesetze konnten mit Geldstrafen, Inhaftierung oder sogar mit dem Tod bestraft werden.
- Dorothy Dipuo Maubane: „Being free from racial discrimination“ [Frei sein von Rassendiskriminierung] Christian Science Sentinel, 8. Juli 1996, 13–16, https://sentinel.christianscience.com/issues/1996/7/98-28/being-free-from-racial-discrimination?s=copylink
- Maubane: Zeugnis, Sentinel, 2. November 1987, 32-35, https://de.herald.christianscience.com/shared/view/1k4j604t4zs?s=copylink
- Edb., 32.
- Maubane: „Dealing with intolerance“ [Mit Intoleranz umgehen], The Herald of Christian Science-Radio edition (Radio-Ausgabe), 23. Februar 1990, 2:17–11:43, https://sentinel.christianscience.com/sentinel-audio/sentinel-radio-edition/1990/dealing-with-intolerance?s=copylink
- Maubane: „God governing our thinking“ [Gott regiert unser Denken], Sentinel-Radio Edition (Radio-Ausgabe), 7. Mai 1994, 30:45–39:51, https://sentinel.christianscience.com/sentinel-audio/sentinel-radio-edition/1994/god-governing-our-thinking?s=copylink.
- Virginia S. Harris, Mary Weldon Ridgway, Dorothy D. Maubane: „Three delegates to Geneva peace conference talk about prayer’s role“ [Drei Delegierte auf der Genfer Friedenskonferenz sprechen über die Rolle des Gebets], The Christian Science Journal, Dezember 2002, 6–9, https://journal.christianscience.com/issues/2002/12/120-12/three-delegates-to-geneva-peace-conference-talk-about-prayer-s-role?s=copylink
- Ihren ersten Eintrag im Journal finden Sie online im herunterladbaren PDF-Verzeichnis unter https://journal.christianscience.com/issues/1989
- „Annual Meeting of The Mother Church 1990“ [Jahresversammlung der Mutterkirche 1990], Journal, September 1990, 27–28, https://journal.christianscience.com/issues/1990/9/108-9/annual-meeting-of-the-mother-church-1990?s=copylink Wie durch ihre Artikel und die jährliche Ernennung der Vortragenden in der der Jahresversammlung gewidmeten Ausgabe des Journals dokumentiert ist, war Maubane von 1990 bis zu ihrem Weitergehen im Jahr 2004 als Mitglied des Vortragsrats eingetragen.
- Die erste Erwähnung von Maubane als Lehrerin erfolgte in „The 1994 Normal Class“ [Die Lehrerbildungsklasse von 1994], Journal, März 1995, 47–49, https://journal.christianscience.com/issues/1995/3/113-3/the-1994-normal-class?s=copylink
- Elementarunterricht ist ein zwölftägiger Kurs über das Gebet und das Heilen in der Christlichen Wissenschaft.
- Maubane: „Helping people help themselves“ [Menschen helfen sich selber zu helfen], Sentinel, 21. Mai 2001, 15–17, https://sentinel.christianscience.com/issues/2001/5/103-21/helping-people-help-themselves?s=copylink
- Ebd.
- Ebd.
- Maubane: „Real peace is permanent“ [Wahrer Frieden ist dauerhaft], Sentinel, 14. April 2003, 22, https://sentinel.christianscience.com/issues/2003/4/105-15/real-peace-is-permanent?s=copylink
- Maubane: „Fear gripping a country can be reversed“ [Furcht, die ein Land erfasst, kann umgewandelt werden], Sentinel, 8. Januar 1990, 3–8, https://sentinel.christianscience.com/issues/1990/1/92-2/fear-gripping-a-country-can-be-reversed?s=copylink
- Mary Baker Eddy, Die Erste Kirche Christi, Wissenschaftler und Verschiedenes (Boston: The Christian Science Board of Directors), 143.
- Maubane: Zeugnis, Sentinel, 2. November 1987.
- Siehe Paul Van Slambrouck: „To be young, black, and making it in South Africa“ [Jung und schwarz sein und es in Südafrika zu etwas bringen], The Christian Science Monitor, 1. August 1983, 4.
- Siehe Gary Thatcher: „S. Africa’s Catch-22 for blacks: no Marxism, and barely any capitalism“ [Südafrikas Dilemma für Schwarze: Kein Marxismus und kaum Kapitalismus], Monitor, 11. März 1981, 13. Auch andere Quellen beschreiben die African Bank als erste oder einzige schwarze Bank zu jener Zeit in Südafrika.
- Maubane: „Forgiveness“ [Vergebung], Sentinel Radio-Ausgabe, 1. Mai 1993, 14:10–21:02, https://sentinel.christianscience.com/sentinel-audio/sentinel-radio-edition/1993/forgiveness?s=copylink
- Maubane: Zeugnis, Journal, Oktober 1990, 33–34, https://journal.christianscience.com/issues/1990/10/108-10/it-is-with-profound-gratitude-for-blessings-that?s=copylink
- Maubane: „How I prayed when the bank failed“ [Wie ich betete, als die Bank versagte], Journal, Juli 2003, 13–15, https://journal.christianscience.com/issues/2003/7/121-7/how-i-prayed-when-the-bank-failed?s=copylink
- Maubane: Zeugnis, Journal, Oktober 1990.
- Siehe beispielsweise Mt. 18:21, 22.
- Maubane: „Forgiveness“, Sentinel Radio-Ausgabe, 1. Mai 1993.
- Dorothy Maubane: „The power of peace“ [Die Macht des Friedens] Herald Radio-Ausgabe, 26. Januar 1991, 7:30–13:07, https://sentinel.christianscience.com/sentinel-audio/sentinel-radio-edition/1991/the-power-of-peace?s=copylink
- Dorothy Maubane: „Forgiveness“, Sentinel Radio-Ausgabe, 1. Mai 1993.
- Maubane: „Truth and reconciliation are commissioned by God“ [Wahrheit und Versöhnung sind von Gott beauftragt], Sentinel, 2. Dezember 1996, 21–25, https://sentinel.christianscience.com/issues/1996/12/98-49/truth-and-reconciliation-are-commissioned-by-god?s=copylink
- Maubane: „Truth and reconciliation are commissioned by God“, Sentinel, 21–25.
- Maubane: „Forgiveness“, Sentinel Radio-Ausgabe, 13. Juni 1999, 8:20–19:00, https://sentinel.christianscience.com/sentinel-audio/sentinel-radio-edition/1999/forgiveness?s=copylink
- Maubane: „Truth and reconciliation are commissioned by God“, Sentinel, 21–25.
- Ebd.
- Ebd.
- „Special Report: Youth meetings“ [Sonderbericht: Jugendtreffen], Journal, Dezember 1990, 20–22, https://journal.christianscience.com/issues/1990/12/108-12/special-report-youth-meetings?s=copylink
- Gemeinsam mit Virginia S. Harris, der Vorsitzenden des Vorstands der Christlichen Wissenschaft, und Mary Weldon Ridgway, der Schriftführerin der Ersten Kirche Christi, Wissenschaftler, nahm Maubane an der Global Peace Initiative of Women Religious and Spiritual Leaders [Weltweite Friedensinitiative religiöser und spiritueller Anführerinnen] teil, die in Genf, in der Schweiz, stattfand. Virginia S. Harris, Mary Weldon Ridgway, Dorothy D. Maubane: „Three delegates to Geneva peace conference talk about prayer’s role“ [Drei Delegierte der Genfer Friedenskonferenz sprechen über die Rolle des Gebets], Journal, Dezember 2002, 6–9, https://journal.christianscience.com/issues/2002/12/120-12/three-delegates-to-geneva-peace-conference-talk-about-prayer-s-role?s=copylink
- Maubane: „In behalf of peace“ [Um des Friedens willen], Journal, April 2002, 10–11, https://journal.christianscience.com/issues/2002/4/120-4/in-behalf-of-peace?s=copylink
- Maubane: „A foundation for living peacefully in the Middle East – program 202“ [Eine Grundlage, um im Nahen Osten in Frieden leben zu können – Programm 202], Sentinel Radio-Ausgabe, 13. Januar 2002, 20:35–27:15, https://sentinel.christianscience.com/sentinel-audio/sentinel-radio-edition/2002/a-foundation-for-living-together-peacefully-in-the-middle-east-program-202?s=copylink
- Maubane: „In behalf of peace“, Journal, April 2002.
- Maubane: „Helping people help themselves“, Sentinel, 21 Mai 2001, 17.