Frauen der Geschichte: Jeannie Dove
Dank Jeannie Dove (1917-2000) und anderer Pionierinnen und Pioniere fasste die Christliche Wissenschaft in Ghana Fuß. Ihre Karriere als geistige Heilerin und Lehrerin unterstützte das Wachstum der Christlichen Wissenschaft nicht nur in ihrem eigenen Land, sondern in ganz Westafrika.
Mary Baker Eddy und ihre Anhänger:innen gründeten die Christliche Wissenschaft in Nordamerika gegen Ende des 19. Jahrhunderts, aber in Ghana war die Religion bis in die 1950er Jahre kaum bekannt. 1951 wurde in London eine aus der Hauptstadt Accra stammende Person durch die auf Gebet basierende Methode der Christlichen Wissenschaft geheilt. Dies löste Interesse aus und führte 1954 zur Gründung einer informellen Gruppe von acht Personen. Drei Jahre später, nur wenige Monate, nachdem Ghana die Unabhängigkeit von Großbritannien erlangt hatte, stellten sie ein Kirchengebäude im Zentrum von Accra fertig. Großzügige Personen, die sich für die Christliche Wissenschaft interessierten, pachteten das Land für einen Schilling pro Jahr, für 50 Jahre, verlängerbar um weitere 50 Jahre. Durch ihr kontinuierliches Wachstum wurde die Gruppe 1960 als Vereinigung der Christlichen Wissenschaft anerkannt, die im Verzeichnis des Christian Science Journal eingetragen war.1
Während dieser Einführungsphase wurde das Interesse von Dove geweckt. Ihr Vater war Jurist und Anglikaner, ihre Mutter war Methodistin. In einem Lebenslauf legte Dove dar, dass sie „als Schneiderin und dann als Journalistin“ gearbeitet hatte.2 Über sich selbst sagte sie, sie sei „in einer christlichen Atmosphäre aufgewachsen“,3 und beschrieb sich als „eine eifrige Bibelleserin“. Als sie 1958 von der Christlichen Wissenschaft hörte, war ihr „erster Impuls, die Sache nicht weiter zu beachten“.4 Aber diese Geisteshaltung entwickelte sich weiter, und schließlich begann sie großes Interesse zu zeigen. 1969 beschrieb sie diese Erfahrung in einem Interview:
Der erste Artikel, den ich [in einer Zeitschrift der Christlichen Wissenschaft] zu lesen begann, erregte meine Aufmerksamkeit und ich … spürte: Dies muss die Wahrheit sein, nach der ich gesucht habe. Ich las den ersten [Christian Science] Sentinel durch, und bevor ich mit dem zweiten begann, stand ich auf und schaffte all die Medikamente, die ich daheim hatte, aus meinem Haus, und an eben diesem Tag besuchte mich ein Freund, der in Amerika gewesen war. Als er kam, sagte ich, ohne ihm einen Platz anzubieten: Du warst in Amerika. Weißt du irgendetwas über dieses Lehrbuch, von dem hier gesprochen wird: Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift? Er sagte: „Ja! Als es mir in Amerika sehr schlecht ging, kaufte ich ein gebrauchtes Exemplar, und ich habe es noch.“ Ich sagte: Weißt du was, setz dich gar nicht erst hin. Geh zurück und bring mir das Buch. Ich würde es gern lesen. Und bring auch die Bibel mit.
Dove erinnerte sich an ihre erste Begegnung mit dem Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft:
Ich schlief sehr wenig. Jeden Morgen stand ich sehr früh auf und las und las, und in drei Tagen hatte ich es durchgelesen, um das Wesentliche zu verstehen, um zu wissen, worum es geht. … Ich hatte es zur Hälfte durchgelesen und begann, an mir zu arbeiten, erlebte kleine Heilungen bei mir selbst, sodass ich, als ich fertig war, durchaus ein wenig von der Wissenschaft verstand. Dann ging ich das Buch erneut durch, las es mehrere Male.
1965 wurde Dove Mitglied Der Mutterkirche (Der Ersten Kirche Christi, Wissenschaftler). Dann, so erinnerte sie sich, „nachdem ich Wissenschaft und Gesundheit mehrere Jahre lang studiert hatte, beschloss ich, Klassenunterricht [in der Christlichen Wissenschaft] zu nehmen. Um dieses Ziel erreichen zu können, war es notwendig, gebetvoll für Versorgung zu arbeiten, um die Kosten einer Reise nach England zu decken, wo ich von einem Lehrer akzeptiert worden war.“5 Dem vorausgegangen war eine nächtliche Offenbarung, die ihre Verpflichtung besiegelt hatte:
… in jener Nacht kam der Gedanke wieder: Verkaufe alles, was in diesem Haus ist und bringe Geld für deine Ausbildung auf. Ich wollte schon immer Menschen helfen, und zwar in großem Stil und auf gute Weise. Als ich dann am Einschlafen war, kam mir der Gedanke, ein wunderschöner Engelsgedanke: Weil du Mich hast, hast du alles. Ich schlief ein, und am nächsten Morgen, bevor ich richtig wach war, kam der Gedanke wieder:… weil du Mich hast, hast du alles.6
Sie ging nach England, um Elementarunterricht in der Christlichen Wissenschaft zu nehmen, eine mehrtägige, grundlegende Erfahrung, und blieb sechs Monate, in denen sie arbeitete und Kirchen der Christlichen Wissenschaft in London besuchte. Nachdem sie nach Ghana zurückgekehrt war, trat sie in die öffentliche heilende Praxis der Christlichen Wissenschaft ein, wobei sie ab 1969 im Journal inserierte.7 Sie war die erste eingetragene Praktikerin in Ghana und wird mit den Worten zitiert: „Ich bin sehr glücklich mit dieser Arbeit!“8
Jemand, den sie kannte und der ebenfalls der Christlichen Wissenschaft angehörte, bemerkte bei Dove eine Veränderung nach ihrer Reise nach England:
Bevor sie am Klassenunterricht teilnahm, betrachtete sie sich als eine Person der privilegierten Klasse, was nicht ungewöhnlich war [aufgrund des Status ihres Vaters als Jurist]. Aber jetzt ist sie sehr zugänglich und voller Demut und Vertrauen bereit, jedem Mitglied der Öffentlichkeit, das sich an sie wendet, durch Gebet zu helfen.9
Eine andere Christliche Wissenschaftlerin aus Accra berichtete von einer Heilung aus jener Zeit, an der Dove beteiligt war:
Der Sohn meines Wäschers, der seit seiner Kindheit an rheumatischer Arthritis litt, war von verschiedenen Ärzten behandelt worden, ohne dauerhaft geheilt zu werden. Schließlich verkündeten die Ärzte, es gebe nichts mehr, was man für ihn tun könne. Als ich von seinem Fall erfuhr, konnte er nur mit Unterstützung das Bett verlassen und lediglich ein paar Schritte am Stück gehen.
Ich sprach mit seinem Vater über christlich-wissenschaftliches Heilen und nahm sie beide an einem Dienstagnachmittag mit zu Miss Jeannie Dove zu einer [christlich-wissenschaftlichen] Behandlung. Am darauffolgenden Freitag war der Junge in der Lage, eine Strecke von mehr als einer Meile von seinem Zuhause bis zu meinem zu laufen, um meine Wäsche zu waschen. Seine geschwollenen Gelenke hatten sich wieder normalisiert und seine verdrehten Finger waren wieder gerade geworden. Seit dieser Heilung sind zwei Jahre vergangen, und nun sieht er sehr gesund und fröhlich aus und ist Gott sehr dankbar.10
Klassenunterricht war über Jahrzehnte in Südafrika ebenso wie in Europa, Australien, Neuseeland und Nordamerika von autorisierten Lehrerinnen und Lehrern angeboten worden. Seit den 1960er Jahren nahmen die Diversität und die geografische Ausbreitung unter den Lehrerinnen und Lehrern der Christlichen Wissenschaft langsam zu, als die Religion im globalen Süden immer mehr Anhänger:innen fand. 1973 nahm Dove an einer Lehrerbildungsklasse mit insgesamt 30 Schülerinnen und Schülern teil, die in Der Mutterkirche in Boston abgehalten wurde. Sie wurde die erste schwarze Lehrerin der Christlichen Wissenschaft in Afrika.11
Einige Jahre, nachdem Dove ihre Tätigkeit als Lehrerin der Christlichen Wissenschaft aufgenommen hatte, sah sie sich mit einer unerwarteten Herausforderung konfrontiert. Sie mietete das Haus, in dem sie wohnte, und unterhielt dort ein Büro für ihre Heilpraxis. Als ihr Vermieter von ihrer zunehmenden Beschäftigung erfuhr, nahm er an, dass sie, wie einige andere in Ghana auch, von einem ausländischen Missionswerk finanziell unterstützt wurde. Tatsächlich sind sowohl Praktiker:innen als auch Lehrer:innen der Christlichen Wissenschaft keine Angestellten der Kirche Christi, Wissenschaftler, sondern sie werden von ihren Patientinnen und Patienten bzw. ihren Schülerinnen und Schülern bezahlt. Der Vermieter erhöhte die Miete so stark, dass Dove befürchtete, sie würde gezwungen sein, die Stadt zu verlassen und sich eine säkulare Arbeit zu suchen, um überleben zu können. Dies war nicht nur eine Bedrohung für sie, sondern auch für die bescheidenen Anfänge des Lehrens der Christlichen Wissenschaft in Westafrika.12
Die Treuhänder:innen gemäß dem Testament von Mary Baker Eddy waren in der Lage, eine Lösung anzubieten. Dieses Gremium stellt notwendige Unterstützung für Kirchen und Einzelpersonen zur Verfügung. Unter dessen Schirmherrschaft kaufte Die Mutterkirche Doves Haus von ihrem Vermieter und sorgte dafür, dass Dove es anschließend durch monatliche Hypothekenzahlungen in Höhe ihrer früheren Miete von der Kirche erwerben konnte. Diese Vereinbarung war zufriedenstellend, und Dove konnte den Betrag ihrer Zahlungen nach einigen Jahren erhöhen.
Jeannie Dove war bis 1999 als Praktikerin und Lehrerin der Christlichen Wissenschaft eingetragen und diente 30 Jahre lang in diesen Tätigkeiten. Sie verfasste mehrere Artikel für die Zeitschriften ihrer Kirche. In einem Radioprogramm von 1987 blickte sie auf ihre frühen Erfahrungen zurück:
Ich war immer auf der Suche nach der Wahrheit gewesen. Ich hatte in der Bibel nachgeschlagen. Ich wusste, wonach ich in der Bibel suchte – ich hatte es nicht gefunden. Später sagte ich mir, wenn ich auf die Wahrheit stoße, dann werde ich es merken … Als ich [Wissenschaft und Gesundheit, Seite vii] öffnete und diesen Satz las: „Für alle, die sich auf den erhaltenden Unendlichen verlassen, ist das Heute reich an Segnungen“, spürte ich mehr von Gottes Kraft. Dies war die Wahrheit, nach der ich gesucht hatte.13
Hören Sie sich „Women of History from the Mary Baker Eddy Library Archives“ [Frauen der Geschichte aus dem Archiv der Mary Baker Eddy Bibliothek] an, eine Podcast-Episode zum Thema Seekers and Scholars [Sucher:innen und Forscher:innen] mit dem Bibliotheksmitarbeiter Steve Graham und der Bibliotheksmitarbeiterin Dorothy Rivera.
Dieser Artikel steht auch auf unseren englischen, französischen, portugiesischen und spanischen Webseiten zur Verfügung.
- First History and Report of Christian Science Society, Accra, from June 1960 to October 1963 [Erste historische Aufzeichnung und Bericht der Vereinigung der Christlichen Wissenschaft, Accra, von Juni 1960 bis Oktober 1963]. (Accra: Lona Press) o.D., 1–2, Kirchenarchiv. Die darauffolgende Entwicklung führte zur Anerkennung als Erste Kirche Christi, Wissenschaftler, Accra, im Jahr 1976.
- „Lebenslauf, Miss Jeannie Dove, Accra, Ghana”, o.D., Kirchenarchiv.
- Jeannie Dove, „Casting away the garment“ [Das Gewand abwerfen], Christian Science Sentinel, 6. September 1975, 1551.
- Dove, „A Glimpse of Soul and Body“ [Ein flüchtiger Eindruck von Seele und Leib], The Christian Science Journal, September 1976, 500–501.
- Dove, Zeugnis, The Christian Science Journal, Oktober 1972, 595.
- But what can I do? [Aber was kann ich tun?] Kirchenarchiv, F258172, 1970.
- Zuvor hatte Dove nach dem Zweiten Weltkrieg in England gelebt und war dort verheiratet. Sie erklärte, dass das „grausame Verhalten“ ihres Mannes nach seinem Krankenhausaufenthalt wegen eines „Nervenzusammenbruchs“ das Leben unerträglich gemacht hatte. 1957 wurden sie geschieden. Sie schrieb: „Kurz nach der Scheidung fand ich die Wissenschaft, die mir viel Freude und Glück gebracht hat.“ Dove an die Abteilung für Zweigkirchen und Praktiker:innen, 21. Januar 1969, Kirchenarchiv.
- „But what can I do?“, 1970.
- „Resume“, o.D., Kirchenarchiv.
- Clara Georgina Simpson, „Testimony of Healing“ [Heilungszeugnis] o.D., Kirchenarchiv. In einem späteren Schreiben datierte Simpson die Heilung auf 1967.
- Die Afroamerikanerin Georgia L. Newton war in der gleichen Lehrerbildungsklasse; Jahrzehnte zuvor hatte Lulu M. Knight als erste „Person of Color“ Unterricht in der Christlichen Wissenschaft gegeben. Weitere folgten in den Vereinigten Staaten, in Lateinamerika, in Afrika und in Asien.
- „Summary of background on the purchase of Jeannie Dove’s house“ [Zusammenfassung der Hintergründe des Kaufs von Jeannie Doves Haus], Lloyd G. Marts an den Vorstand der Christlichen Wissenschaft, 6. April 1981, Kirchenarchiv.
- „Breaking free from feeling trapped“ [Sich von dem Gefühl des Gefangenseins befreien], Sentinel Radio Ausgabe, 28. November 1987, https://sentinel.christianscience.com/sentinel-audio/sentinel-radio-edition/1987/breaking-free-from-feeling-trapped.